Sr. Lea Ackermann erhält Augsburger Friedenspreis

Kritik am Prostitutionsgesetz

Die Gründerin der Frauenhilfsorganisation Solwodi, Sr. Lea Ackermann, hat das deutsche Prostitutionsgesetz scharf kritisiert. Es schaffe ideale Bedingungen für Menschenhändler, sagte die Ordensschwester am Samstagabend in Augsburg.

Schwester Lea Ackermann (dpa)
Schwester Lea Ackermann / ( dpa )

Sr. Ackermann erhielt in Augsburg zusammen mit Solwodi den mit 12.500 Euro dotierten Augsburger Friedenspreis. Die Organisation Solidarity with Women in Distress (Solidarität mit Frauen in Not) kämpft gegen Zwangsprostitution und den weltweiten Handel mit Frauen.

Deutschland habe eines der liberalsten Prostitutionsgesetze der Welt, sagte Ackermann bei der Preisverleihung. Deshalb sei der deutsche Sexmarkt in den vergangenen Jahren besonders stark gewachsen: "Neue Bordelle schießen wie Pilze aus dem Boden, Frauen werden aus dem Ausland herangekarrt, um die Nachfrage zu befriedigen." Mancherorts stammten 90 Prozent der Prostituierten aus dem Ausland. Oft würden die Frauen zu Dumping-Preisen angeboten, berichtete die 77-jährige Frauenrechtlerin. Manche von ihnen würden für einen Euro versteigert: "Das ist zutiefst menschenverachtend und würdelos."

Ackermann forderte daher ein Verbot für den Kauf sexueller Dienstleistungen. Deutschland müsse dem Beispiel von Schweden, Norwegen oder Kanada folgen, in denen Prostitution bestraft werde: "Nur in einer Gesellschaft, in der Menschen nicht wie Waren verkauft werden können, ist Gerechtigkeit möglich."

Enttäuscht von Schwesig

Enttäuscht zeigte sich die Preisträgerin von Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD). Seit Mai versuche man, der Ministerin die rund 23.000 Unterschriften zu übergeben, die Solwodi mittlerweile für ein Sexkauf-Verbot gesammelt hat. "Die Viertelstunde Zeit dafür hat sie bislang aber noch nicht gefunden", berichtete Ackermann. "Das hat mich wirklich wütend gemacht."

Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt die Journalistin und Publizistin Maria von Welser, die mit der Ordensschwester befreundet ist. Ackermann habe "immer und unverbrüchlich ihre Frauen im Visier, deren oft aussichtslose Schicksale sie mit Leidenschaft und Liebe in ein besseres Leben wenden möchte", sagte von Welser. Die Ordensfrau zeichne sich durch Überzeugungskraft, Mut und Angstfreiheit aus: "Sie kuscht nicht, nie." Die Frau, die sich für Prostituierte einsetze, sei zugleich eine zutiefst gläubige Nonne. Was sie bewege, trage sie vor Gott. Ackermann gehört den katholischen "Missionsschwestern unserer lieben Frau von Afrika" an.

Der Augsburger Friedenspreis wird seit 1985 alle drei Jahre verliehen. Preisträger waren unter anderem Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker und der Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow.

 

Quelle:
epd