Wie bereits im Vorjahr sollen ab 9. Februar 2015 nacheinander der Kardinalsrat für die Kurienreform ("K9-Rat"), der Wirtschaftsrat unter dem Münchner Kardinal Reinhard Marx und dann das Kardinalskollegium im Konsistorium zusammentreten. Zuvor (6. bis 8. Februar) tagt die neuerrichtete vatikanische Kinderschutzkommission unter Leitung von Kardinal Sean O'Malley aus Boston. Höhepunkt und Abschluss bildet dann am 14. und 15. Februar die Berufung neuer Kardinäle.
Traditionell erfolgt die Kreierung neuer Kardinäle am 22. Februar, dem liturgischen Fest der Kathedra Petri. Da der Termin diesmal jedoch nach Aschermittwoch und also in die Fastenzeit fällt, wurde der Termin und damit auch die Konferenzen vorgezogen.
Schwierige Prognose
Prognosen über die Namen der etwa zehn neuen Kardinäle, mit denen Franziskus die Zahl der potenziellen Papstwähler auf die Obergrenze von 120 bringen könnte, sind diesmal schwieriger als in der Vergangenheit. Bei seinem ersten Konsistorium im Februar 2014 hatte der Papst aus Argentinien für etliche Überraschungen gesorgt - und für Enttäuschung bei anderen.
Franziskus stärkte vor allem den Anteil der Lateinamerikaner, die im Kirchensenat bislang unterrepräsentiert waren. Aus Nordamerika berief er nur einen Kanadier; die USA gingen leer aus. Weiter zogen je zwei Afrikaner, Asiaten und Europäer in das wichtigste Beratergremium des Papstes ein. Unter ihnen war nur ein Italiener, völlig überraschend Gualtiero Bassetti aus Perugia, während die fast "gesetzten" Kandidaten aus den klassischen Kardinalssitzen Turin und Venedig nicht bedacht wurden.
Verwaltung verschlanken
Aus der Kurie könnte dieses Mal der bisherige Außenminister Dominique Mamberti den Kardinalspurpur erhalten. Er ist seit einem Monat neuer Leiter der Signatur, des Obersten Kirchengerichts. Weitere Kuriale dürften kaum hinzukommen, da im Rahmen der derzeitigen Reform die römische Verwaltungszentrale insbesondere in der Spitze verschlankt werden soll.
Ansonsten bleibt pure Spekulation, ob Franziskus früher sichere Kardinalssitze wie Brüssel, Lissabon, Dublin, Madrid oder Toledo bedenkt. Auch ob ein Patriarch der katholischen Ostkirchen hinzukommt und ob ein Mann aus den USA dabei ist - wo die Erzbischöfe von Detroit, Los Angeles oder Philadelphia schon vor einem Jahr im Gespräch waren. Für letzteren, den zum konservativen Flügel zählenden Charles Joseph Chaput, wäre es eine besondere Auszeichnung, da der Papst im September den dortigen Weltfamilientag besucht. Ganz sicher werden aber auch dieses Mal etliche Diözesanleiter aus Afrika und Asien in den Kirchensenat einziehen.
Nächstes Thema: Kurienreform
Ein Thema beim nächsten Konsistorium wird sicher die Kurienreform sein. Bei ihrer soeben beendeten siebten Konferenzrunde sprachen die "K9"-Mitglieder mit dem Papst über die Kinderschutzkommission sowie über den Wirtschaftsrat, der die weit verstreuten Konten und Kassen der Vatikanbehörden sichten und koordinieren soll.
Diskutiert wurde auch das Feedback, das von den Betroffenen der Kurienreform kam: den Leitern der vatikanischen Dikasterien. Sie waren bei einer ihrer seltenen vatikanischen Kabinettssitzungen Ende November über die Pläne und Beratungen des "K9-Rates" informiert worden. Sie sehen unter anderem eine Zusammenlegung etlicher "kleiner Ministerien" vor, wogegen sich auch Widerstand rührte. Es heißt, der Papst solle sich manche Einwände der Betroffenen zu Herzen genommen haben und wolle sie in die Beratungen erneut einbringen lassen.
Langfristiges Projekt
Auf jeden Fall erweist sich die Kurienreform als längerfristiges Projekt, das mitnichten innerhalb weniger Monate abgeschlossen werden kann. "Keinesfalls vor 2016", so hieß es, könnten die neue Konstitution und die neue Struktur der Kurie fertig sein, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi mit. Freilich tut der Papst gut daran, die Beratungen darüber auf eine breite Basis zu stellen und in unterschiedlichen Gremien erörtern zu lassen. Der kommende Konferenzmarathon soll dazu beitragen.