Die Finanzen der Kirchenleitung stünden damit besser da als geglaubt, schreibt der mit der Neuordnung der Finanzen beauftragte Kurienkardinal George Pell in einem Beitrag für die britische Wochenzeitung "Catholic Herald".
"Es ist wichtig zu betonen, dass der Vatikan nicht bankrott ist", so der australische Kardinal. Abgesehen von einer nötigen Stärkung des Pensionsfonds mit Blick auf höhere Ausgaben in 15 oder 20 Jahren bleibe der Vatikan liquid und verfüge über "beträchtliche Aktiva und Vermögenswerte".
Die wirtschaftliche Lage sei "viel solider, als es schien, weil einige hundert Millionen Euro auf besonderen Unterkonten versteckt waren und nicht in der Bilanz erschienen", schrieb Pell. Aus seiner Sicht nicht zu beantworten sei, "ob der Vatikan viel größere Reserven haben sollte".
Externer Finanzberater ab 2015
Pell bezeichnete die Beteiligung von weltlichen Experten an der vatikanischen Finanzverwaltung als grundlegend für Reformen. Für 2015 kündigte er die Ernennung eines externen Beraters an. Dieser werde allein dem Papst rechenschaftspflichtig sein, autonom agieren und jede Abteilung des Heiligen Stuhls jederzeit prüfen können.
Spender erwarteten, dass ihre Mittel "effizient und ehrlich" eingesetzt würden. Aus Sicht der Geber gehe es darum, die größtmöglichen Erträge zur Finanzierung der kirchlichen Aufgaben zu erzielen, vor allem die christliche Verkündigung und den Kampf gegen Armut. "Eine Kirche der Armen sollte nicht ärmlich gemanaged werden", betonte der Kardinal.
An den bisherigen Wirtschaftsstrukturen der kirchlichen Leitungsorgane bemängelte Pell fehlende Vernetzung und Kontrolle. Die Kongregationen und Räte der römischen Kurie " und besonders das Staatssekretariat" hätten ihre Unabhängigkeit gepflegt und Probleme im Haus behalten. "Sehr wenige waren versucht, der Außenwelt mitzuteilen, was passiert, außer sie brauchten besondere Hilfe", schrieb der Kardinal.
Ob die im November im Vatikan eingeführten Verfahren für Finanzgeschäfte und Kontenpläne auch von Bischofskonferenzen weltweit übernommen werden könnten, sei "eine Sache für die Zukunft", so Pell.
Der 73-jährige Pell war im Februar von Papst Franziskus an die Spitze des neu gegründeten Wirtschaftssekretariats berufen worden. Dessen Aufgabe ist, Wirtschafts- und Finanzentscheidungen des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaats sowie von fast 200 dem Vatikan direkt unterstehenden Einrichtungen zu koordinieren.
Pell arbeitet mit Kardinal Marx zusammen
Richtlinienkompetenz und Kontrolle liegen bei einem übergeordneten Wirtschaftsrat, dessen Präsident der Münchner Kardinal Reinhard Marx (61) ist. Marx und Pell gehören beide auch einem Kardinalsrat an, der den Papst bei einer grundlegenden Strukturreform unterstützt.
Nach jüngsten vatikanischen Angaben arbeiten beim Heiligen Stuhl rund 2.890 Personen, in Einrichtungen des Vatikanstaats weitere 1.950.