Mit Blick auf aktuelle Konflikte und das Ende des Kommunismus vor 25 Jahren stehen Frieden und Versöhnung zwischen Ost und West im Mittelpunkt. Die Treffen werden jeweils zum Jahreswechsel in einer anderen europäischen Großstadt ausgerichtet.
Papst Franziskus würdigte in einer Grußbotschaft die christlichen Märtyrer und Oppositionellen der kommunistischen Ära. 25 Jahre nach Wiedereinführung der Demokratie in Tschechien sollten die Jugendlichen in ihrem Gebet nicht jene Glaubenszeugen vergessen, die "durch ihre selbstlose Hingabe, bisweilen um den Preis großen Leids, ermöglicht haben, dass ihr Land einen Weg der Freiheit wiederfindet".
Auch die heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssten "Wege der Freiheit öffnen" und sich ganz in den Dienst der christlichen Botschaft stellen, so der Papst in dem Schreiben, aus dem "Radio Vatikan" (Montag) zitiert. Franziskus ermuntert dazu, im grenzübergreifenden Dialog und Gebet Gott zu suchen.
Der Prior der Gemeinschaft, Frere Alois Löser, erinnerte beim ersten Abendgebet in der Prager Messehalle an das Leid vieler Menschen in Krisengebieten: "In diesen Tagen beten wir für die Völker der Ukraine, im Mittleren Osten und anderswo, die unter Gewalt und Krieg leiden", betonte Löser. Er erinnerte an das erste Prager Jugendtreffen 1990 und hob den Beitrag der Völker Mittel- und Osteuropas zur Überwindung des Eisernen Vorhangs hervor.
Abendgebet am Neujahrsabend im Veitsdom
Neben dem Prager Messegelände dienen 17 Prager Innenstadtkirchen als Veranstaltungsorte des Taizé-Treffens. Dort kommen die Teilnehmer zu täglichen Gebeten zusammen. Einer der Höhepunkte ist ein Abendgebet am Neujahrsabend im Veitsdom. Dazu werden Vertreter der katholischen Tschechischen Bischofskonferenz, des Rates der tschechischen Kirchen und des öffentlichen Lebens erwartet. Das tschechische Fernsehen überträgt die Feier live.
Die ökumenische Gemeinschaft von Taizé im südlichen Burgund wurde 1944 von dem Schweizer Roger Schutz (1915-2005) gegründet. Ihr gehören rund 100 Männer unterschiedlicher Konfessionen aus mehr als 25 Ländern an. Bekannt ist die Gemeinschaft von Taizé für ihren einfachen Lebensstil und meditative, eingängige Gesänge.
Die Brüdergemeinschaft entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem religiösen Anziehungspunkt für Jugendliche aus ganz Europa. Im August 1974 kamen Zehntausende zu einem "Konzil der Jugend" nach Taizé. Seit 1978 veranstaltet die Kommunität jedes Jahr über Silvester ein Großtreffen in einer europäischen Großstadt. 2011 war Berlin Gastgeber.
Das Europäische Jugendtreffen in Prag bildet zugleich den Auftakt zu einem Fest- und Gedenkjahr der Gemeinschaft von Taizé. Begangen werden der 100. Geburtstag des Gründers Frere Roger Schutz, zudem dessen zehnter Todestag sowie der 75. Jahrestag der Gründung der Communaute. Die zentrale Gedenkwoche findet vom 9. bis 16. August am französischen Stammsitz der Gemeinschaft statt. Der 16. August ist der Todestag von Frere Roger; er wurde 2005 in Taize von einer verwirrten Frau während des Abendgebets erstochen.