Zwar sei jetzt die konkrete Hilfe für Flüchtlinge vorrangig. Sie könne jedoch eine Einwanderungspolitik nicht ersetzen, die "noch lange nicht auf dem Weg" sei, so der Erzbischof von München und Freising. Er wandte sich zudem dagegen, die fremdenfeindlichen "Pegida"-Demonstrationen als «Volksbewegung» darzustellen. Dies sei unbegründet.
Marx kritisierte, in der Flüchtlingsdebatte gehe es derzeit nur um Einzelmaßnahmen wie schnellere Asylverfahren. Viele abgelehnte Asylbewerber könnten jedoch wegen der Lage in ihren Herkunftsländern nicht zurückkehren, betonte der Kardinal. Er wandte sich zugleich gegen "pauschale Regelungen". In den Verfahren müsse im Einzelfall geprüft werden, inwieweit die Asylsuchenden etwa wegen ihrer Religion oder sexuellen Orientierung diskriminiert worden seien.
Überdies bezeichnete der Vorsitzende der Bischofskonferenz eine strikte Unterscheidung in Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge als "nicht hilfreich". Eine solche Trennung sei "nie genau zu ziehen". Es zudem nicht illegitim, wenn Menschen aus anderen Ländern kommen, "weil sie hier eine neue Chance suchen".
Marx warnte davor, die Pegida-Demonstrationen "so hochzuziehen, als sei es eine wichtige politische Bewegung in unserem Land". Zwar sei es "sehr wichtig", alle Sorgen und Ängste der Teilnehmer aufzunehmen. Die "ganze Stoßrichtung" der Demonstrationen sei aber "inakzeptabel".Der Kardinal wandte sich vor allem gegen die Vorstellung, das christliche Abendland "hätte etwas mit Ausgrenzung zu tun".
Marx plädierte für eine "konkrete und engagierte Flüchtlingsarbeit". Sie helfe, Ängste und Vorurteile abzubauen. Die sei auch eine Aufgabe der Kirchen. "Ich bin dankbar, dass viele in unseren Pfarreien das tun", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.