"Die Zeitzeugen werden weniger", sagte Lehrer am Samstag im WDR-Radio. Schulen müssten künftig ohne Zeitzeugen arbeiten. Dennoch müsse weiterhin für junge Menschen erfahrbar werden, was zwischen 1933 und 1945 passiert und den Menschen in den Konzentrationslagern widerfahren sei. Lehrer betonte: "Junge Menschen von heute haben keine Schuld, und sie tragen keine Verantwortung für das Geschehen." Aber sie müssten wissen, was geschehen sei und verhindern helfen, dass so etwas wieder auf der Welt oder in Europa möglich sei.
Konzentrationslager besuchen
Der Zentralrat setze sich dafür ein, dass alle Schüler ab der neunten Klasse mindestens ein Konzentrationslager oder gar ein Vernichtungslager im heutigen Polen besuchen können, sagte Lehrer. Der Zentralrat unterstütze auch entsprechende Stiftungen. "Ein Besuch eines Konzentrationslagers beeindruckt auch die, die sagen, dass sie nichts damit zu tun haben."
Lüneburger-Prozess bildet keinen Schlussstrich
Mit Blick auf den Auschwitz-Prozess vor dem Lüneburger Landgericht und das Schuldeingeständnis des ehemaligen SS-Mannes Oskar Gröning betonte Lehrer, dass die Vergebung, wie sie eine Überlebende gegenüber Gröning geäußert habe, nur individuell ausgesprochen werden könne. "Es ist ein Einzelfall, es ist etwas, was wir nicht verallgemeinern können", sagte er. Es könne damit kein Schlussstrich gezogen werden. "Dazu sind zu viele Menschen umgekommen, die heute keine Verzeihung gewähren können."
Am 29. April 1945 befreiten US-Soldaten die Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau. Am Sonntag wird in der KZ-Gedenkstätte Dachau die Befreiung gefeiert. Das 1933 errichtete Konzentrationslager war das erste der Nationalsozialisten.