Das Channel-Hopping, also das permanente Umschalten von einem auf den anderen Fernsehkanal, ist eine vor allem bei Männern beliebte Freizeitbeschäftigung. Der ein oder andere Zeitgenosse kennt auch das "Bar-Hopping" als Synonym für die Kneipentour. Karriereberater empfehlen hingegen das "Job-Hopping", um möglichst schnell und weit nach oben zu kommen. Zukünftig kommt vielleicht noch das "Bischofs-Hopping" mit auf diese Hüpfliste.
Wer den Wechsel von Bischof Heiner Koch, noch Bischof von Dresden – und gerade frisch ernanntem neuen Erzbischof von Berlin vor Augen hat, dem kommt das schon ein wenig in den Sinn, wenn er sich verwundert die Augen reibt ob dieser Personalrochade, bei der Dresden erst einmal irgendwie als abgehängter Verlierer auf der Strecke bleibt.
100. Katholikentag vor vakantem Bischofsstuhl?
Zunächst einmal halten wir fest: Das Erzbistum Berlin darf sich freuen. Es bekommt mit Heiner Koch einen erprobten und guten neuen Erzbischof. Aber dann gilt auch: Das Bistum Dresden steht auch als Austragungsbistum des 100. Katholikentages in Leipzig im nächsten Jahr wieder ziemlich bedröppelt vor einem vakanten Bischofsstuhl, den der frühere Kölner Weihbischof Koch doch gerade erst erfolgreich angewärmt hatte.
Die Signale neben der reinen Nachricht vom neuen Erzbischof für Berlin an die innerkirchliche, aber auch breite Öffentlichkeit sind zumindest fragwürdig: Ist die Personaldecke an brauchbaren Bischöfen im gesamten deutschen Klerus wirklich so dünn, dass man immer wieder an der bischöflichen Personaldecke ziehen muss und die Lücken sich kaum noch kaschieren lassen? Sind Bistümer im Osten nur mehr bessere "Verschiebebahnhöfe" und "Praktikumsstellen" zur Qualifizierung für höhere Ämter, wie es der Magdeburger Bischof Feige ungewohnt kritisch schon wenige Minuten nach der offiziellen Bekanntgabe auf den Punkt brachte?
"Ad multos annos" für Bischof Koch
Die Bischofskongregation in Rom – hier ist auch der Münsteraner Bischof Genn Mitglied – darf man fragen, warum Koch ob dieser bekannten Umstände überhaupt auf der berühmten Dreier-Liste landete. Immerhin hat man noch die Worte von Papst Franziskus im Ohr, der einem Karrieredenken unter den Bischöfe und damit eigentlich doch auch einem Bischofs-Hopping eine klare Absage erteilte. Aber auch das Berliner Domkapitel, welches aus dieser Terna, der Dreierliste, doch eigentlich die Wahl hatte, darf sich auf die Frage gefasst machen, ob man, da selber doch gerade durch den Weggang von Kardinal Woelki nach Köln Leid geprüft, wirklich keine andere Wahl hatte? Auch wenn die frei wählenden Domherren natürlich niemandem diese Frage beantworten müssen, bleibt sie jetzt unbeantwortet im Raum.
Dem Erzbistum Berlin aber darf man zum "Bischofsfang", den es gemacht hat, gratulieren. Dem Bistum Dresden möchte man, so schnell es irgendwie geht (und Berlin hat ja 2011 vor dem Papstbesuch gezeigt, dass es auch schnell gehen kann) einen würdigen Nachfolger auf dem vakant werdenden Bischofsstuhl wünschen. Und Heiner Koch, dem zukünftigen Erzbischof von Berlin, können alle nur Gottes Kraft und Segen wünschen und wie schon vor gut zwei Jahren in Dresden "Ad multos annos" (Auf viele Jahre!") zurufen.