domradio.de: Bald leben und wirken Sie also als Erzbischof in der Hauptstadt. Was ist das für ein Gefühl für Sie?
Bischof Heiner Koch (ernannter Erzbischof von Berlin): Ein sehr ungewohntes. Ich bin vor gut zwei Jahren hier nach Dresden-Meißen aus Köln gegangen, bin hier sehr herzlich aufgenommen worden, sehr verwurzelt und hatte mir eigentlich vorgestellt, hier in Dresden-Meißen zu bleiben. Es gibt noch viel zu tun und wir sind auf einem guten Weg. Die Anfrage nach der Wahl durch das Domkapitel aus Berlin war für mich sehr überraschend.
domradio.de: Was war Ihre Reaktion als Sie zum ersten Mal gefragt worden sind?
Bischof Koch: Ich ging an dem Abend, viertel vor elf war es, an der Elbe spazieren, wie ich das oft zum Ausklang des Tages tue. Ich sah die Hofkirche vor mir, ich hatte zwei wunderbare Firmungen an dem Tag gefeiert, ich hatte in der Woche mit jungen Männern gesprochen, die jetzt als Priesteramtskandidaten das Studium aufnehmen, ich hatte noch die Erinnerung an die Einweihung der Propsteikirche im Blick und muss sagen, das hat mir den Boden weggezogen, nach dem Motto: das darf nicht wahr sein (lacht).
domradio.de: Sie haben sich in Dresden sehr wohl gefühlt und die Dresdner sind verständlicherweise wenig begeistert von ihrem Weggang nach Berlin. Was sagen Sie den Menschen?
Bischof Koch: Ich habe versucht, es Ihnen zu erklären und versuche auch jedem Einzelnen zu antworten, was mich dazu bewogen hat.
Ich habe ehrlicherweise die Gründe, die eigentlich für einen Verbleib sprechen, vorgetragen, auch vor den Verantwortlichen beim nochmaligen Gespräch in Rom. Ich habe aber auch gesagt, dass ich in meinem priesterlichen Gehorsam mit großer Offenheit und Zuversicht den Weg gehe. Ich verlange im Moment von manchen Priestern bei uns im Bistum Dresden-Meißen, dass sie zum Wohl des ganzen Bistums auch ihren Dienstort wechseln. Ich hätte ihnen nicht in die Augen schauen können, wenn ich sagen würde: "Hier sitze ich, ich kann nicht anders, ich bleibe hier". Die Gesamtkirchenverantwortung ruft. Es ist wichtig, wenn man alles gesagt hat, dann auch mit frohem Herzen zu gehen.
domradio.de: Wird der 100. Katholikentag kommendes Jahr in Leipzig der erste ohne Bischof sein?
Bischof Koch: Ich hoffe sehr, dass das nicht der Fall ist. In Rom hat man mir gesagt, dass man das im Blick hat und auch zügig an der Dresdner Lösung arbeiten wird. Zunächst werde ich als apostolischer Administrator des Bistums Dresden-Meißen im Vorstand bleiben.
Ich muss sagen, in den nächsten Sitzungen, die ich ja auf jeden Fall noch erleben werde, werden entscheidende Weichen für die Gestaltung des Katholikentags gestellt. Wir müssen noch einiges gut auf den Weg bringen. Ich werde sicherlich als Metropolit mit der Region verbunden bleiben, ich bleibe ja im Osten Deutschlands und werde auch in der Vorbereitung weiter einbezogen werden.
domradio.de: Haben Sie schon mit Kardinal Woelki telefoniert, den Sie ja aus Köln kennen und der Ihr Vorgänger in Berlin war?
Bischof Koch: Ich komme jetzt gerade aus dem Pressegespräch und dem Gespräch mit dem Domkapitel. Ich hatte noch keine Zeit zu telefonieren, noch zu sehen, ob jemand für mich angerufen hat.
domradio.de: Wissen Sie denn schon, wann es für Sie nach Berlin geht und wo sie in Berlin wohnen werden?
Bischof Koch: Nein, ich weiß noch gar nichts. Ich werde morgen meinen Antrittsbesuch in Berlin machen und dann werde ich die ersten Erläuterungen bekommen und die ersten Fragen stellen, aber das steht alles noch nicht fest.
domradio.de: Worauf freuen Sie sich in Berlin?
Bischof Koch: Ich glaube, dass dort in der nächsten Zeit ein enormer Gestaltungsspielraum gegeben ist. Das betrifft zum Beispiel die Strukturfragen und die geistliche Neugestaltung der Ortsseelsorge. Das betrifft - und das ist mehr als ein Symbol - auch die Renovierung und vielleicht sogar die Umgestaltung der Hedwigskathedrale. Ich hoffe, dass diese ganzen Prozesse dann auch Zeiten sind des innerlichen Auferbauens und des gemeinschaftlichen Zusammenwachsens eines Bistums.
Ich freue mich zweitens auf die Auseinandersetzung und das Gespräch mit vielen in dieser Region, die nicht glauben. Die Zahlen derer sind enorm hoch, die oftmals vom christlichen Glauben nicht berührt worden sind.
Natürlich freue ich mich drittens auf das Miteinander im politischen Berlin, in der Bundeshauptstadt, auf die Kontakte, die sich daraus ergeben werden, im politischen gesellschaftlichen kulturellen Raum.
Das Interview führte Hilde Regeniter.