Das sagte Genn am Freitag am Rande eines Besuchs in einem Hospiz in Münster. Das Normale sei doch, dass der Arzt Leben rette. Bei einer legalisierten Suizidbeihilfe könnten Schwerkranke aber das Gefühl bekommen, dass der Arzt auch derjenige sei, der den Tod bringt.
Das Sterben unter extremen Schmerzen betreffe nur noch einen kleinen Teil der todkranken Menschen, führte Genn aus. Rund 90 Prozent der Betroffenen müssten dank der Palliativmedizin schon heute nicht mehr übermäßig leiden. "Von daher sollten wir Grenzsituationen des Leids nicht zum Maßstab einer allgemeinen Gesetzgebung mache", betonte der Bischof mit Blick auf die anstehende Entscheidung im Bundestag.
Bundestag liegen Entwürfe für neues Sterbehilfegesetz vor
Dem Parlament liegen vier Gesetzentwürfe für ein Sterbehilfegesetz vor. Sie reichen von einer Legalisierung bis hin zu einem Totalverbot der ärztlich assistierten Selbsttötung. Gegen eine gewerbsmäßig betriebene Form der Sterbehilfe sprechen sich alle Gesetzesvorschläge aus.
Genn forderte eine bessere finanzielle Ausstattung der Palliativ- und Hospizarbeit in Deutschland. "Durch Palliativmedizin und Hospize geben wir schwerstkranken Menschen die Botschaft: Wir glauben an deinen Wert." Denn das Leben sei ein Geschenk, das auch dann wertvoll bleibe, wenn der Mensch nicht mehr produktiv sein könne.
Hospize als Antwort auf aktive Sterbehilfe
Befürworter der Sterbehilfe führten oft den Begriff Freiheit als Argument ins Feld, sagte der Bischof. Freiheit sei aber niemals absolut. Sie gebe es immer nur in Verbindung mit dem Angewiesen-Sein auf andere. Das erführen Kleinkinder wie alte Menschen. Von daher sei die Hospizbewegung "unsere Antwort gegen aktive Sterbehilfe".
"Eine Legalisierung der Sterbehilfe wäre eine Entwertung gebrechlichen Lebens. Wir sollten diese Grenze nicht überschreiten", so Genn beim Besuch des Johannes-Hospiz. Es verfügt über zehn Plätze für Sterbende, die hier ihre letzten Lebenstage verbringen. Sie werden von 24 pflegenden Mitarbeitern und rund 60 Ehrenamtlichen betreut. Träger sind Caritas, Diakonie, die Bischof Heinrich Tumberg Stiftung und die Franziskus Stiftung. Seit Gründung 1999 verstarben hier rund 1.700 Menschen.