Kardinäle distanzieren sich von Beschwerdebrief an Papst

Absender unbekannt

Um einen Beschwerdebrief von Kardinälen an Papst Franziskus zur Bischofssynode gibt es Verwirrung. Mehrere Kardinäle dementierten den Brief unterschrieben zu haben. Zuvor hatte eine italienische Zeitschrift 13 Namen genannt.

Brille von Papst Franziskus / © Maurizio Brambatti (dpa)
Brille von Papst Franziskus / © Maurizio Brambatti ( dpa )

Nachdem die italienische Zeitschrift "L'Espresso" das Schreiben und die Namen von 13 angeblichen Unterzeichnern im Internet veröffentlichte, dementierten vier der Kardinäle, den Brief unterschrieben zu haben.

Nach Darstellung von "L'Espresso" äußert der Brief Sorge über eine Manipulation der Bischofsversammlung durch liberale Kräfte. Hinter der Initiative sollen laut der Zeitschrift 13 Kardinäle aus dem konservativen Lager der augenblicklich im Vatikan tagenden Synode stehen. "L'Espresso" veröffentlichte den Wortlaut des Schreibens sowie eine Kommentierung von Sandro Magister, dem Vatikan-Experten der Zeitschrift.

Exklusiv vom linken Nachrichtenmagazin "L'Espresso"

Magister hatte im Juni den Text der Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus unter Brechung der Sperrfrist und in einer zwischenzeitlich überarbeiteten Fassung veröffentlicht. Dafür entzog ihm der Vatikan die Akkreditierung auf unbestimmte Zeit. Ein Kollege Magisters bei der Tageszeitung "La Repubblica", die zum gleichen Verlag gehört, erhielt keinen Platz im Journalistentross des Papstes bei dessen Reise nach Kuba und in die USA im September.

Laut dem aktuellen Beitrag in "L'Espresso" teilte Kurienkardinal George Pell zum Synodenbeginn vor einer Woche dem Papst schriftlich die Besorgnis mit, die Arbeitsweise der Synode solle "vorherbestimmte Ergebnisse in wichtigen kontroversen Fragen erleichtern". Von den 13 angeblichen unterzeichnenden Kardinälen dementierten bislang Angelo Scola aus Mailand, André Vingt-Trois aus Paris und Peter Erdö aus Budapest sowie der Leiter des päpstlichen Gnadengerichts, Mauro Piacenza, ihre Beteiligung.

Zunächst keine Stellungnahme von Kardinal Müller

Auch der Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, soll laut "L'Espresso" zu den Unterzeichnern gehören. Sicher ist das jedoch derzeit nicht. Aus Müllers Büro war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Existenz des Briefes selbst wurde von Vatikansprecher Federico Lombardi nicht dementiert. Lombardi sagte jedoch am Montag vor Journalisten, es handle sich um ein "vertrauliches" Schreiben, zu dem es nichts weiter zu kommentieren gebe.

"Was ich sagen kann, ist, dass man bei den 13 als Unterzeichner aufgeführten Kardinälen erst einmal verifizieren sollte, ob das stimmt oder nicht", so Lombardi laut Radio Vatikan. "Ich habe zwei von ihnen, die Kardinäle Scola und Vingt-Trois, angesprochen, und beide sagen: So etwas habe ich nie unterschrieben! Ich rate also, nicht vorschnell an alles Publizierte zu glauben; Sie sollten das erst einmal verifizieren.“

Dem Vernehmen nach war das Schreiben Anlass für eine überraschende Wortmeldung des Papstes am Dienstag. Dabei mahnte Franziskus die Synodenteilnehmer, sich nicht in Verschwörungstheorien zu ergehen.

Zugleich betonte er, die katholische Lehre über Ehe und Familie sei unverändert gültig. Auch dürfe die Synode nicht auf die Frage des Umgangs mit wiederverheiraten Geschiedenen reduziert werden.

 


Quelle:
DR , KNA , rv