Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnt eindringlich zu mehr Klimaschutz. Die UN-Klimakonferenz in Paris sei die "letzte Chance", den Energieverbrauch auf eine vermehrte Nutzung erneuerbarer Energien umzustellen, um damit fossile Energien zu schonen, sagte der Theologe am Dienstagabend in Lengerich im Münsterland. "Wir verbrauchen Energie, die eigentlich für die nächste Generation vorgesehen ist." Der Dritten Welt fehle nach wie vor ein gerechter Zugang zu den Ressourcen.
Kirchenführer gehen Stück des Klimapilgerwegs mit
Am Nachmittag hatte Bedford-Strohm sich gemeinsam mit rund 40 weiteren Kirchenführern aus ganz Europa am "Klimapilgerweg" beteiligt. "Wir sind in Sorge um unsere Erde, die auch noch für kommende Generationen ein Ort des Lebens sein soll", sagte der EKD-Ratschef. Er habe aber die Hoffnung, dass ein Umsteuern und ein Umdenken noch möglich seien. Da der Klimawandel nur global zu lösen sei, spielten die Kirchen eine aktive Rolle in einem europäischen und globalen Netzwerk, das sich um dieses Problem kümmere.
Religionsgemeinschaften befürworten Umweltenzyklika von Papst Franziskus
Noch nie habe es eine so starke gemeinsame Haltung aller christlichen Kirchen zu einer derart wichtigen Frage gegeben, unterstrich der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit. Die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus könnten auch die hinduistischen, muslimischen und jüdischen Glaubensgemeinschaften unterschreiben. Darin sieht er ein wichtiges "Hoffnungszeichen". Tveit appellierte an die Kirchen, die politisch Verantwortlichen "immer wieder darauf hinzuweisen, dass der Klimawandel gerade diejenigen am meisten trifft, die am wenigsten dazu beitragen".
Auf die vielfältigen Initiativen der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Thema Klimaschutz verwies deren Vizepräsident Albert Henz. Die Landeskirche habe sich verpflichtet, den eigenen Kohlendioxidausschuss bis 2020 um 40 Prozent zu verringern. "Wir sind zuversichtlich das Ziel erreichen zu können", sagte Henz. "Unsere Pfarrhäuser haben wir vermehrt mit einer Wärmedämmung ausgestattet, viele alte Heizungsanlagen wurden ausgewechselt." In vielen kirchlichen Einrichtungen würden LED-Lampen eingesetzt.
UN-Klimakonferenz Ziel des Pilgerwegs
Die europaweite Pilgertour für Klimagerechtigkeit war am 13. September in Flensburg gestartet. Ziel ist die UN-Klimakonferenz in Paris, die vom 30. November bis 11. Dezember stattfindet und auf der ein neues internationales Klimaschutzabkommen verabschiedet werden soll. Die Aktion des "Klimapilgerns" steht unter dem Motto "Geht doch!" und wird von mehr als 20 evangelischen und katholischen Trägern sowie Hilfsorganisationen unterstützt. Die Teilnehmer wollen auf die Folgen des Klimawandels hinweisen.
Auf ihrem Weg durch Nordrhein-Westfalen machte die Tour am Dienstag Station in Lengerich. Dort hatte die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), die derzeit in Schwerte tagt, gemeinsam mit der westfälischen Kirche zu einer Veranstaltung über den Klimawandel eingeladen. An der Wegstrecke des Pilgerweges werden auch gute Beispiele für den Klimaschutz aufgesucht. Dazu zählte etwa die Gemeinde Saerbeck im nördlichen Münsterland, die ihren Strombedarf aus Sonne, Wind und Biomasse decken.