Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Altkanzler Helmut Schmidt als "Instanz" gewürdigt. "Die Spuren, die er hinterlässt, sind tief" sagte Merkel beim Staatsakt für Schmidt am Montag in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. "Helmut Schmidt wird uns allen fehlen." Sein Tod erscheine irgendwie unwirklich. "Helmut Schmidts Tod ist für uns alle eine herbe Zäsur." Der SPD-Politiker war am 10. November im Alter von 96 Jahren in der Hansestadt gestorben.
Merkel: Schmidt brannte für die Demokratie
Schmidt habe sich größten Respekt erworben, sagte Merkel. Sein hohes Ansehen basiere auf seiner Verantwortung und seiner Bereitschaft, sich auch schwierigsten Aufgaben zu stellen. Auch aus der DDR heraus habe sie als gebürtige Hamburgerin das entschlossene Eingreifen Schmidts bei der Sturmflut von 1962 in Hamburg verfolgt.
Merkel sagte, wenn Helmut Schmidt überzeugt gewesen sei, das Richtige zu tun, dann habe er dies getan. "Er war bereit, selbst den höchsten Preis zu zahlen." Er habe sich gegen jede Form blinder Ideologien gewehrt, betonte Merkel. Schmidt habe für die Demokratie gebrannt. Dies habe auch für die Europäische Union gegolten. Merkel beendete ihre Rede mit dem Satz: "Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen."
Kissinger würdigt Schmidt als "eine Art Weltgewissen"
Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger hat den verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt als "eine Art Weltgewissen" gewürdigt. Helmut Schmidt habe Mut und Visionen nie für sich reklamiert aber verkörpert. Schmidt sei gebildeter als die meisten Politiker der Nachkriegszeit gewesen, sagte Kissinger. Der aus Fürth stammende Kissinger hielt seine Rede auf Deutsch
Scholz würdigte den Altbundeskanzler als Staatsmann und "öffentlichen Intellektuellen". "Wir haben einen Giganten verloren", sagte Scholz im Hamburger Michel mit 1.800 geladenen Gästen. Selten sei einem Politiker in Deutschland so viel Respekt und Vertrauen entgegengebracht worden wie Schmidt.
Offene Gesellschaft bedroht
Scholz ging auch auf die Pariser Terroranschläge vom 13. November mit 130 Toten ein. Die offene Gesellschaft, die Helmut Schmidt so am Herzen gelegen habe, habe erbitterte Feinde, sagte der Erste Bürgermeister. "Wir werden die Freiheit, die Gleichheit und die Brüderlichkeit unserer offenen Gesellschaft gegen diese feigen Angriffe verteidigen", betonte der SPD-Politiker.
Scholz wies auch auf die Rolle Schmidts als politischer Publizist und "öffentlicher Intellektueller" hin, die dieser nach seinem Abschied aus dem Kanzleramt als "Zeit"-Herausgeber über Jahrzehnte ausgefüllt habe.
Der Staatsakt im Hamburger Michel hatte am Vormittag mit einem Gottesdienst und einer Predigt von Hauptpastor Alexander Röder begonnen. Unter den Gästen waren zahlreiche amtierende und frühere Spitzenpolitiker aus dem In- und Ausland. Schmidt war am 10. November im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg gestorben.
Nach dem Staatsakt und einem großen militärischen Ehrengeleit gegen 12 Uhr sollte Schmidts Leichnam zum Ohlsdorfer Friedhof überführt werden. Zehntausende Menschen wurden an der Strecke zum Friedhof erwartet.