domradio.de: Zum Angelusgebet kamen am Sonntag 30.000 Menschen auf den Petersplatz, alles ist zum Glück gut gegangen. Bleiben die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen jetzt bestehen?
Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Ich vermute einmal, ja. Es sorgt vor allem der Staat Italien für die Sicherheit. Der Vatikan hat nur ganz begrenzte Möglichkeiten, solche riesigen Flächen und große Menschenmengen zu schützen. Die vatikanischen Sicherheitskräfte schützen vor allem den Vatikan selber. Italien hat inzwischen sehr stark auf Visibilität gesetzt. Wenn man durch Rom läuft, egal ob es der Vatikan ist oder nicht, sieht man überall Soldaten mit schweren Waffen und Polizeiwagen mit Carabinieri stehen, die auch die ganze Zeit das Blaulicht laufen lassen. Der Staat legt ein großes Augenmerk darauf, zu zeigen, dass man viel auf Sicherheit und Abschreckung setzt. Das ist erstmal ein deutliches Zeichen. Was darüber hinaus noch alles gemacht wird und wie die Absprachen der Geheimdienste und der Polizei miteinander läuft, das weiß ich natürlich nicht. Das bleibt selbstverständlich auch alles vertraulich. Man merkt aber schon, dass eine gewisse Nervosität vorherrscht. Weihnachten ist dabei noch gar nicht mal so sehr im Blick. Aber gerade im Hinblick auf kommendes Jahr und Ostern hat man schon eine große Sorge und ist recht angespannt.
domradio.de: Die Sicherheitsvorkehrungen in Rom und im Vatikan spielen ineinander?
Pater Bernd Hagenkord: Natürlich. Das kann man letztlich auch nicht trennen. Der Petersplatz ist offen und dort versammeln sich sonntags 30.000 Menschen und zu einer Generalaudienz sogar noch ein paar mehr. Da macht man sich Sorgen. Aber das gleiche gilt auch für die Piazza Navona oder den Campo de' Fiori, da, wo die Touristen sind
domradio.de: Beeinflusst die Terrorgefahr das Leben im Vatikan?
Pater Bernd Hagenkord: Das habe ich nicht mitbekommen oder selber erlebt. Natürlich macht man sich Sorgen und weiß auch, dass man dafür verantwortlich ist, dass im kommenden Jahr sehr viel mehr Menschen nach Rom kommen. Da muss man klug sein und verantwortungsvoll handeln. Das hat der Papst auch selber so gesagt. Aber das heißt nicht, dass wir alles über Bord werfen. Man merkt schon, wenn man in den Vatikan reinkommt, wird man genauer betrachtet und man schaut auch schon einmal in die Taschen hinein. Aber das ist sicher auch dem Anliegen geschuldet, den Menschen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Ich glaube nicht, dass man in jeder Tasche eine Bombe vermutet. Das Leben wird sich nicht großartig ändern. Man will sich ja auch nicht von diesen Geschichten dominieren lassen.
domradio.de: Wie geht Papst Franziskus mit der Terrorgefahr um?
Pater Bernd Hagenkord: Auf der einen Seite geistlich mit Gebet, Begleitung und Solidaritätsbekundungen. Auf der anderen Seite lässt er sich seine Marschroute aber auch nicht vorschreiben. Wenn ich auf die Afrikareise schaue, dann ist das auch nicht ganz ungefährlich. Er wird eine Moschee besuchen wollen. Das finden diese, sich selber als islamistisch bezeichnenden, Todeskämpfer des IS nicht witzig. Er lässt sich so etwas aber nicht aus der Hand nehmen und sagt, man müsse Frieden schaffen. Und das schafft man nur, indem man auch handelt und sich nicht nur verkriecht.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.