Ein "Höflichkeitsbesuch" bei Staatspräsident Yoweri Museveni ist der erste Programmpunkt, wenn Papst Franziskus von Freitag bis Sonntag Uganda besucht. Die Visite könnte zum Drahtseilakt werden - denn sie wird von inneren Spannungen begleitet. Vergangene Woche hat in dem ostafrikanischen Land der Wahlkampf begonnen. Im Februar sollen die Ugander einen Präsidenten wählen.
Uganda ohne demokratische Tradition
Anders als Kenia, der ersten Station der päpstlichen Afrika-Reise, hat Uganda keine demokratische Tradition. Museveni kam 1986 durch einen Putsch an die Macht - und regierte in den vergangenen Jahren zunehmend autoritär. Kritik duldet sein Regime nicht. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) prangerte zuletzt exzessive Polizeigewalt gegen Aktivisten sowie eine Unterdrückung von Opposition und Medien an.
Wiederholt lösten die Sicherheitskräfte Kundgebungen der Opposition mit Tränengas auf. Dies habe die Ugander schon jetzt freier und fairer Wahlen beraubt, meint Maria Burnett, Afrika-Sprecherin bei HRW. "Alle Ugander sollten zu Kundgebungen gehen, allen Kandidaten zuhören und ihre Meinung äußern dürfen, ohne dabei Angst zu haben." Als Musevenis aussichtsreichste Herausforderer gelten Ugandas Ex-Premier Amama Mbabazi und sein jahrelanger Rivale Kizza Besigye. "Um sicherzugehen, dass niemand den Frieden stört", so die Polizei, wurde Besigye Mitte Oktober unter Hausarrest gestellt.
Islamistischer Terror hat das Land getroffen
Doch es kracht nicht nur an der innenpolitischen Front. Der islamistische Terror in der ostafrikanischen Region hat auch Uganda heimgesucht. Während der Fußball-WM in Südafrika 2010 eröffneten Anhänger der Al-Shabaab das Feuer in einer Fanzone. 49 Menschen starben; die Angst vor einer Wiederholung ist groß.
Die muslimische Gemeinde, etwa 12 Prozent der Ugander, will Papst Franziskus jedenfalls "mit offenen Armen empfangen". Nsereko Mutumba, Sprecher des Uganda Muslim Supreme Council (UMSC): "Wir haben hier alle gemeinsam dieselben Probleme. Armut, Analphabetismus, HIV/Aids, Malaria und andere Krankheiten greifen keine Religion gezielt an - sie betreffen uns alle. Wir müssen zusammen eine Lösung finden."
Tatsächlich ist die Schere zwischen Arm und Reich in Uganda weit geöffnet. Die große Ungleichheit schürt Kriminalität. Leonard Muhindo Asikiibawe, der 1993 bei der Uganda-Reise von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) am Altar stand, meint heute: "Wir haben die Demut verloren. Die Menschen töten einander nach Belieben. Ich hoffe, dass die Menschen durch die Friedensbotschaft von Papst Franziskus aufwachen." Auch John Baptist Odama, Erzbischof von Gulu, wünscht sich vom Papstbesuch eine "Erneuerung der Gesellschaft".
Pfarrer Fred Jenga in Kampala betont: "Die beste Lektion, die ich als junger Geistlicher von Papst Franziskus gelernt habe: Steigt von eurem hohen Ross; lebt Bescheidenheit und kümmert euch wieder um die armen, gewöhnlichen Mitglieder in den Kirchenbänken."
Themen Sexualität und Menschenrechte
Alle Augen sind zum Wochenende auf die Themen der Papstreden gerichtet. Viele Religionsvertreter wünschen sich klärende Worte über die Kondom-Politik der Regierung. Während die Verhütungsmittel geholfen hätten, die Aids-Epidemie einzudämmen, bevorzuge ein Großteil der Ugander Abstinenz als sichere Verhütung, meinen Kirchenvertreter. Kondome würden der Regierung vor allem von westlichen Organisationen aufgezwungen - im Tausch gegen Entwicklungshilfe. Auch um das heikle Thema Homosexualität kommt in Uganda niemand herum, der Menschenrechte propagiert.
Der ostafrikanische Staat geht mit drakonischen Sanktionen gegen Homosexuelle vor. 2009 wollte eine Gruppe von Parlamentariern die Todesstrafe für gleichgeschlechtliche Paare durchsetzen. Ihr Entwurf wurde zwar abgelehnt; dennoch droht Schwulen und Lesben jetzt lebenslange Haft. Bei seinem Besuch in Paraguay hatte Franziskus erstmals einen homosexuellen Aktivisten zu einer Begegnung eingeladen. Ungewiss ist, ob Ähnliches auch für Uganda geplant ist. Pfarrer Jenga meint: "Franziskus hält für jeden eine Botschaft bereit."