Essener Generalvikar mahnt Kirche zum Sparen

"Sprudelnde Kirchensteuer verdeckt Probleme"

Der Essener Generalvikar Pfeffer appelliert an die Gemeinden, sich auf geringere Kirchensteuereinnahmen einzustellen. Die derzeit in vielen Bistümern noch "sprudelnde Kirchensteuer" verdecke, dass die "Menschen uns in Scharen davonlaufen".

Kirchensteuereinnahmen auf guten Niveau (KNA)
Kirchensteuereinnahmen auf guten Niveau / ( KNA )

Das sagte er in Mülheim an der Ruhr. Viele Katholiken nähmen nicht wahr, dass die finanziellen Möglichkeiten strukturell rückläufig seien. Nach den Worten von Pfeffer setzen sich die deutschen Katholiken nur unzureichend mit der nachlassenden kirchlichen Bindung auseinander.

Kirchensteuermittel für Breite und Vielfalt einsetzen

Wenn sich die Wirtschaft in Deutschland schlechter entwickeln sollte, werde es ein "böses Erwachen" geben. Der Generalvikar rief bei einem Podium in der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" dazu auf, über Prioritäten nachzudenken. Dies gelte gerade für das Ruhrbistum, das finanziell vergleichsweise schlechter dastehe als andere Diözesen.

Kritik übte Pfeffer an "Grabenkämpfen" in der Kirche um den je eigenen kleinen Bereich. So reklamiere nahezu jeder Bereich für sich die höhere Bedeutung mit dem Argument "Das sind doch unsere Kirchensteuern". Das Gros der Einnahmen komme aber von Menschen, die nur ab und an eine Kirche besuchen. Sie seien Mitglieder der Kirche, weil sie deren Kitas, Schulen oder ihr gesellschaftliches Engagement schätzten. Daher seien die Kirchensteuermittel so einzusetzen, dass Kirche in großer Breite und Vielfalt präsent sei und sich nicht nur auf einen binnenkirchlichen Kern beschränke.

Reichere Diözesen mehr in der Pflicht?

Angesichts unterschiedlicher finanzieller Möglichkeiten der Diözesen sprach sich der Finanzchef des Bistums Essen, Daniel Beckmann, für eine Neuordnung des Finanzausgleichs aus. Der Strukturbeitrag für die ärmeren Diözesen im Osten Deutschlands sollte sich nicht mehr nur an den laufenden Kirchensteuereinnahmen orientieren, sondern auch an den Vermögenswerten der Bistümer. Der Münsteraner Kirchenrechter Thomas Schüller nannte es einen "faszinierenden Gedanken", wenn reichere Diözesen stärker in die Pflicht genommen würden. Schüller warnte vor einer voreiligen Ablösung der Staatsleistungen.

Bundesweit bekommen die beiden großen Kirchen pro Jahr etwa 480 Millionen Euro als Ausgleich für Enteignungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Notwendig seien Gutachten, um die damaligen Enteignungen realistisch einzuschätzen, so der Kirchenrechtler. Dahinter stünden immense Werte. Der Staat scheue Verhandlungen darüber, weil eine Ablösung sehr teuer für ihn käme.


Quelle:
KNA