Flüchtlingsbischof Heße rechtfertigt Vorschläge zum Thema Asyl

"Kirche muss Politik Impulse geben"

Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße hat Meinungen widersprochen, die Kirche solle sich "ganz raushalten" beim Thema Asyl. "Wir sind zwar keine Politiker, aber wir sollten Impulse geben und Maßstäbe setzen als Orientierung für die Politik".

Flüchtlingsbeauftragter: Erzbischof Heße / © Daniel Karmann (dpa)
Flüchtlingsbeauftragter: Erzbischof Heße / © Daniel Karmann ( dpa )

Das sagte er dem "Hamburger Abendblatt". "Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir das als katholische Kirche tun." Auch die evangelischen Mitchristen handelten so. Heße ist seit März Erzbischof von Hamburg und seit September Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.

Weil er für den Nachzug von Flüchtlingsfamilien eintrete und eine Obergrenze des Zuzugs ablehne, erfahre er auch Gegenwind, sagte der 49-Jährige. Auch auf den vom Erzbistum gestarteten Spendenaufruf für Flüchtlinge gab es laut Heße "die eine oder andere kritische Stimme nach dem Motto: Ich gebe nichts für Muslime oder für Flüchtlinge". Bislang seien dabei jedoch mehr als 500.000 Euro eingegangen.

Aus früheren Einwanderungswellen lernen

Zur Integration der Flüchtlinge forderte Heße eine Debatte über die Prägung der Gesellschaft etwa durch christliche Werte. Hier seien die Kirchen gefordert, darüber in einen Dialog einzutreten. Deutschland müsse aus früheren Einwanderungswellen lernen, in denen die Integration nicht geglückt sei. "Das setzt voraus, dass Flüchtlinge unsere Sprache lernen und wir gegenseitig Ängste abbauen", unterstrich der Erzbischof.

Ebenso nannte er es eine politische Aufgabe, Fluchtursachen zu beseitigen. Dies sei auch ein Thema für die Kirche, weil diese auch mit ihren Hilfswerken international aufgestellt sei. Von den 100 Millionen Euro, die von den Diözesen zusätzlich aufgelegt worden seien, gingen etwa 30 Millionen Euro in die Arbeit vor Ort, um Betroffene gar nicht erst in eine Fluchtsituation zu bringen.

Gewalt im Namen der Religion grundsätzlich ablehnen

Mit den IS-Terroristen zu verhandeln, halte er indes nicht für möglich, so Heße. Deren Gewalt richte sich nicht nur gegen Christen, sondern gegen alle, die nicht die religiösen Vorstellungen der Terroristen teilten. Die Gewaltexzesse stießen auch bei der großen Mehrheit der Muslime auf Ablehnung. "Alle Religionen sollten in dieser Situation zusammenstehen und jede Gewalt im Namen der Religion grundsätzlich ablehnen", so der Erzbischof. "Gemeinsam können wir ein Zeichen setzen, indem wir uns nicht gegeneinander aufhetzen lassen, sondern unsere Verantwortung vor dem Schöpfer und seinen Geschöpfen ernst nehmen." Maßstab für Christen sei die Barmherzigkeit, die den Hass überwinde.


Quelle:
KNA