In Köln sind am Sonntagabend mehrere Ausländer angegriffen worden. Wie die Polizei mitteilte, attackierte eine Gruppe von 20 unbekannten Menschen in der Innenstadt zunächst sechs Pakistaner. Zwei der Angegriffenen seien nach der Tat in einem Krankenhaus ambulant behandelt worden. Kurze Zeit später hätten fünf Unbekannte einen 39 Jahre alten Syrer angegriffen. Er sei leicht verletzt worden, habe jedoch nicht behandelt werden müssen, erklärte die Polizei.
Die Kölner Polizei ermittelt nach den Angriffen auf Ausländer wegen gefährlicher Körperverletzung. Wie die Tageszeitung "Express" berichtet, hatte sich eine Gruppe aus Rockern, Hooligans und Türstehern über Facebook verabredet, um in der Kölner Innenstadt auf Menschenjagd zu gehen. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht wolle man ordentlich aufräumen, habe es in der nichtöffentlichen Facebook-Gruppe geheißen. Ob der Aufruf im Zusammenhang mit den Angriffen steht, war zunächst nicht klar. In der Silvesternacht hatte ein Mob junger Männer am Kölner Hauptbahnhof zahlreiche Frauen sexuell belästigt und bestohlen. Inzwischen liegen über 500 Strafanzeigen vor. Unter den Verdächtigen sind auch Flüchtlinge.
Domdechant Kleine: Gewalt hat keine Nationalität
Der Kölner Dom- und Stadtdechant Monsignore Robert Kleine sagte gegenüber domradio.de, es gebe für niemanden ein Recht darauf, "auf irgendwelche Leute loszugehen". An Silvester sei der Rechtsstaat herausgefordert worden: "Aber die Vorkommnisse der vergangenen Nacht fordern unseren Rechtsstaat und jeden von uns genauso heraus."
Monsignore Kleine warnte außerdem vor Pauschalverurteilung angesichts der offensichtlich von Männern mit Migrationshintergrund verübten Gewalttaten an Silvester: "Es gibt keine Gewalt, die eine bestimmte Nationalität hat. Es geht immer um Einzeltäter. Wenn es auch sehr viele sind, die sich zusammenrotten und als Horde Frauen angreifen, geht es immer um den Einzelnen." Als Zivilgesellschaft und als Christen müsse man ganz klar sagen, wofür man eintrete: Die Würde jedes Menschen. "Da muss ich jede Art von Gewalt gegen andere scharf verurteilen", so Monsignore Kleine.
Zentralrat der Muslime will über Islam aufklären
Der Zentralrat der Muslime beobachtet nach den Übergriffen eine "neue Dimension des Hasses" auf Muslime. Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagsausgabe), seit Jahresbeginn habe die Zahl der Anfeindungen und Drohungen gegen seinen Verband zugenommen. Allein am vergangenen Donnerstag, als bekanntwurde, dass es sich bei einigen mutmaßlichen Tätern um Asylbewerber aus muslimischen Ländern handelt, seien in der Geschäftsstelle des Islamverbands 50 Drohanrufe sowie Hunderte Hassmails und -briefe eingegangen, so viele wie sonst in zwei Wochen. Der Zentralrat wolle den zunehmenden Ressentiments mit "Aufklärung und Besonnenheit" entgegentreten, sagte Mazyek. So sei es im Islam eine große Sünde, Frauen zu belästigen oder gar zu vergewaltigen, betonte er.
Über ein Drittel der Befragten in einer am Sonntagabend in Köln veröffentlichten Forsa-Umfrage gab an, sie hätten nach den Übergriffen in der Silvesternacht eine kritischere Meinung über Ausländer. Dagegen hat sich die Meinung der Mehrheit der Befragten (60 Prozent) nicht verändert. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) befürchten den Angaben zufolge, dass durch die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge die Kriminalität zunimmt. 40 Prozent teilen diese Sorge nicht. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte im Auftrag des Fernsehsenders RTL am vergangenen Donnerstag und Freitag insgesamt 1.002 Bundesbürger.