Dies gelte besonders für Frauen. Ihre Lage verschärfe sich durch diskriminierende Gesetze und den Rückgang internationaler Hilfsgelder immer weiter, so Amnesty International in dem Bericht. Insbesondere der unsichere Aufenthaltsstatus von syrischen Flüchtlingen führe dazu, dass Frauen Vermietern, Arbeitgebern und selbst Polizisten schutzlos ausgeliefert seien, heißt es von der Menschenrechtsorganisation. Amnesty zufolge berichten viele weibliche Flüchtlinge, dass ihnen Unterstützung als Gegenleistung für sexuelle Dienstleistungen angeboten wurde.
"Die Kombination von ausbleibenden Hilfsgeldern und strikten Restriktionen für Flüchtlinge seitens der libanesischen Regierung verstärkt ein Klima, in dem weibliche Flüchtlinge aus Syrien Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt sind und von den Behörden keinen Schutz erhalten", erklärte Kathryn Ramsay von Amnesty International. Seit dem vergangenen Jahr hindere die libanesische Regierung die UN-Flüchtlingsbehörde daran, weitere syrische Flüchtlinge zu registrieren und führe neue Regulierungen ein, die eine Verlängerung des Aufenthaltsstatus erschwerten. Ohne einen legalen Aufenthaltsstatus müssten sie willkürliche Verhaftungen, Inhaftierungen und sogar Abschiebungen befürchten. Deshalb hätten viele Angst davor, Missbrauchsfälle bei der Polizei zu melden.
Hinzu kommt laut Amnesty, dass 20 Prozent der Haushalte von syrischen Flüchtlingen im Libanon von Frauen geführt werden. Frauen seien oft die Haupteinkommensquelle der Familie, da ihre Ehemänner in Syrien getötet, verhaftet oder entführt worden seien. Ungefähr 70 Prozent der syrischen Flüchtlinge leben dem Bericht zufolge im Libanon unterhalb der Armutsgrenze. 2015 hätten die Vereinten Nationen von der internationalen Staatengemeinschaft nur 57 Prozent der benötigten Hilfsgelder für den Libanon erhalten.