Sein 1980 erschienenes Erstlingswerk "Der Name der Rose" machte Umberto Eco weltbekannt. Der Roman entführt die Leser in die geheimnisvolle Welt mittelalterlichen Klosterlebens. Der italienische Autor war jedoch weit mehr als ein talentierter Schriftsteller. Am Freitagabend ist er im Alter von 84 Jahren gestorben.
Ecos literarisches Prinzip beruht auf der Verquickung von Philosophie und Abenteuern. Das spiegelt sich auch in den Romanen "Das Foucaultsche Pendel" (1988) und "Die Insel des vorigen Tages" (1994). Trotz aller Erfolge auf der Literaturbühne setzte Eco für sich klare Prioritäten: "Ich bin in erster Linie Universitätsprofessor."
"Woran glaubt, wer nicht glaubt?"
Er promovierte 1954 über die Ästhetik bei Thomas von Aquin, schrieb mit "Das offene Kunstwerk" (1966) einen Schlüsseltext moderner Kunsttheorie und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Schriften. Schließlich trat er 1975 in Bologna die weltweit erste Professur für Semiotik - Zeichentheorie - an. Für Eco ist das eine Disziplin, die alles untersucht, was man zum Lügen verwenden kann.
Aufsehen erregte 1995 Ecos Briefwechsel mit dem Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini (1927-2012). Ihre kontroverse Diskussion über die Frage "Woran glaubt, wer nicht glaubt?" trugen der Kirchenmann und der Schriftsteller öffentlich in der Zeitschrift "liberal" aus; 1998 erschien der Austausch als eigene Publikation. Sich selbst bezeichnete er als "Agnostiker", der Gott für nicht erkennbar hält.
"Die Leute sollen lernen, schwierige Dinge zu denken"
Andererseits äußerte er sich in seinen Briefen skeptisch gegenüber einer atheistischen Weltanschauung: Es sei inkonsequent, die Existenz Gottes zu bestreiten, aber gleichzeitig fest an die Beweisbarkeit seiner Nicht-Existenz zu glauben.
An der Schwelle zum neuen Jahrtausend erörterten Martini und Eco auch ethische Zeitfragen wie die Rolle der Frau in der Kirche, die Abtreibung oder die Genmanipulation. In einem Punkt stimmten beide vollkommen überein: "Die Leute sollen lernen, schwierige Dinge zu denken, denn weder das Mysterium noch die Evidenz sind einfach."
Alleskönner mit Sinn für Humor
Eco galt als Alleskönner: Philosoph, Journalist, Romancier, Essayist, Meinungsführer oder auch politischer Kommentator. Dabei bot er seinem Publikum nie leichte Kost, weder als Radiojournalist in den frühen Jahren noch als Bestseller-Autor, geschweige denn als Verfasser wissenschaftlicher Abhandlungen.
Und auch nicht in seinen zahlreichen Satiren wie zum Beispiel "Platon im Stripteaselokal" (1990) oder "Wie man mit einem Lachs verreist" (1992). Gerade in diesen Satiren bewies er immer wieder einen ausgeklügelten Sinn für Humor. Schon lange bevor er sich als Romancier einen Namen machte, liebten die Italiener ihn für seine witzig-scharfzüngigen Zeitungskolumnen.
Politisches Engagement
Eco schloss sich also nie in den Elfenbeinturm der schönen Künste ein. Er galt als einer der wichtigsten Linksintellektuellen seines Landes. So spielte er vor der Wahl Silvio Berlusconis zum italienischen Ministerpräsidenten im Mai 2001 im Chor der warnenden Stimmen einen entscheidenden Part - obgleich Ecos Appell ohne das erwünschte Echo blieb.
Millionen Bücher verkaufte der sensible und einfühlsame Poet, der literarisch so gerne im Nebel stocherte und aus seinem sanften Hang zur Ironie keinen Hehl machte, weltweit. Für seine vielseitigen Verdienste wurde er mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er 2009 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und 2014 den Gutenberg-Preis der Stadt Mainz und der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft.