Es sei unumgänglich für beide Kirchen, "diejenigen, die die Geschicke in Wirtschaft und Politik der Welt leiten" erneut zu bitten, "ein friedliches Zusammenleben, auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt, Vergebung, Versöhnung und Solidarität zu fördern", sagte Franziskus am Montag bei der Audienz des Patriarchen im Vatikan.
Mehr Gemeinsames als Trennendes
In diesem Zusammenhang wies Franziskus auch auf die Christenverfolgung hin, die die Kirchen im gemeinsamen Leid vereine. "Die Ökumene der Märtyrer ist eine Einladung an uns, hier und jetzt gemeinsam den Weg zu einer immer vollständigeren Einheit zu gehen", so der Papst. "Es ist bereits mehrmals beobachtet worden, dass das, was uns vereint, sehr viel größer ist, als das, was uns trennt."
Franziskus lobte Äthiopien für seine Anstrengungen auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft, Rechtsstaatlichkeit und mehr Respekt für die Frau. Hinsichtlich der Wasserknappheit des Landes gebe es viele Möglichkeiten zur Zusammenarbeit beider Kirchen, so Franziskus. Der Papst erinnerte an die Besuche des damaligen Patriarchen Abuna Paulos 1993 bei Papst Johannes Paul II. (1978-2005) und 2009 bei Benedikt XVI. (2005-2013).
Viertägiger Rom-Besuch
Abuna Matthias I. hält sich zu einem viertägigen Besuch in Rom auf. Neben der Audienz mit dem Papst sind Gespräche beim päpstlichen Ökumene-Rat geplant.
Die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche geht der Tradition nach auf den Heiligen Frumentius zurück, der als römischer Bürger um das Jahr 316 von Piraten im Roten Meer überfallen und als Sklave an den Hof des Königs von Aksum verkauft wurde. Dort soll der gebildete Christ die Menschen zum Glauben bekehrt haben. Zu den Besonderheiten der Tewahedo-Kirche gehört, dass sich in ihr viele jüdische Riten erhalten haben. Nach Angaben des Vatikan zählt die Tewahedo-Kirche 35 Millionen Mitglieder.