Kardinäle prangern maßlosen Lebensstil an - "Ordo Socialis Preis" für Maradiaga

"Mehr Solidarität für weniger Hunger"

Die Kardinäle Peter Turkson und Oscar Rodriguez Maradiaga haben einen maßlosen Lebensstil und uneingeschränkten Konsum angeprangert. Beide riefen bei einer Tagung in Bad Honnef zu mehr Solidarität in der Welt auf, um die weltweite Armut zu bekämpfen.

Oscar Rodriguez Maradiaga / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Oscar Rodriguez Maradiaga / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Turkson, der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ist, wies darauf hin, dass seit dem 18. Jahrhundert die globale Bevölkerung nur um das neunfache, die Weltwirtschaft aber um das 200-fache gewachsen sei. Diese atemberaubende Entwicklung verursache ökonomische, soziale und Umweltprobleme.

Turkson plädierte für eine Wirtschaft, die nicht nur das Bruttoinlandsprodukt zum Maßstab nehme. Eine wahre und nachhaltige Entwicklung basiere auch auf den Säulen Soziales und Umwelt. Die Menschheit überschreite die natürlichen Grenzen der Erde, sagte der Kurienkardinal und verwies auf den Klimawandel, die Versauerung der Ozeane, die Rodung von Wäldern, die Zerstörung wertvoller Wasservorkommen und die massive Verbrennung fossiler Stoffe.

"Teilen ist wahre Freude"

Der honduranische Kardinal Maradiaga wies auf negative Folgen der weltweiten Finanzkrise 2008 hin. Einige wenige Reiche hätten mit ihren "skrupellosen Spekulationsgeschäften" das Leben von Millionen zerstört. "Interessanterweise kann man nun beobachten, dass die Banken gerettet wurden, während die Arbeitslosigkeit ein nie zuvor gekanntes Ausmaß angenommen hat", sagte der Erzbischof von Tegucigalpa. In vielen Ländern, auch in hoch entwickelten, sei eine wahre "humanitäre Krise" ausgelöst worden.

Durch Gewinnstreben hätten viele Menschen jegliche Vorstellung von der Würde des Menschen verloren. Dabei gehöre die wahre Freude demjenigen, der teilen könne. "Mit ein wenig mehr Solidarität auf der Welt würde der Hunger verschwinden", sagte Maradiaga. Ethik, Politik und Wirtschaft müssten "Hand in Hand" gehen, "wenn wir eine ganzheitliche, stabile Entwicklung und eine humane Gesellschaft wollen".

Beide Geistlichen äußerten sich bei einer entwicklungspolitischen Tagung des Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) des Erzbistums Köln und der wissenschaftlichen Vereinigung "Ordo Socialis" zur Förderung der christlichen Gesellschaftslehre.

"Ordo Socialis Preis" für Maradiaga

Maradiaga erhielt während der Tagung zudem den "Ordo Socialis Preis".würdigt sein Engagement für die Verbreitung der christlichen Soziallehre. Maradiaga habe mit Mut, Hartnäckigkeit, Offenheit, Leidenschaft und beeindruckender sprachlicher Klarheit in Lateinamerika und darüber hinaus für die Beseitigung der Ursachen von Armut und Ungleichheit in der Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik gekämpft, sagte das "Ordo Socialis"-Vorstandsmitglied Josef Thesing in seiner Laudatio.

Der in Tegucigalpa geborene Erzbischof stand von 2007 bis Mai 2015 an der Spitze von Caritas Internationalis. Seit April 2013 leitet er den von Papst Franziskus begründeten Kardinalsrat (K9) zur Kurienreform. Von 1995 bis 1999 war er Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM). Der Kardinal spricht mehrere Sprachen und spielt Saxofon und Klavier. Er promovierte in Theologie und Philosophie. Zudem studierte er Mathematik, Physik, Psychologie und Wirtschaftswissenschaften.


Quelle:
KNA