domradio.de: Sie haben mir gesagt, dass Sie schon seit 40 Jahren dabei sind. Und auch, dass Sie dafür immer wieder als "linker Spinner" diffamiert worden sind. Mal ganz kurz und knapp gesagt: Warum demonstrieren Sie trotzdem alle Jahre wieder?
Eberhard Przyrembel (Pax Christi): Weil "Spinner" ein unsachlicher Einwurf ist. Es geht darum, welche Mechanismen in der Gesellschaft stattfinden. Ich bin davon überzeugt, dass kriegerische Gewalt nur wiederum Gewalt erzeugt und das ist keine politische Lösung.
domradio.de: Die Flüchtlinge und der Umgang - dasThema im Land. Auch auf dem Ostermarsch?
Przyrembel: Freilich. Denn das ist ja eigentlich das, was sich aufdrängt. Man konnte das eigentlich voraussehen, da es die Anzeichen schon seit 25 Jahren gibt. Die Flüchtlinge verstehen Europa als Land der Freiheit, des Wohlstands, nach dem sie sich sehnen. All das wird ihnen Zuhause, ob in Somalia, Lybien oder in anderen Ländern von der Politik versagt. Darum muss man sich dem annehmen, denn die Flüchtlinge sind nicht einfach Menschen, die wie wir hier im Radio reden, sondern sie kommen persönlich, liefern sich aus und fordern uns heraus.
domradio.de: Was ist Ihre Forderung von Politik und Bürgern?
Przyrembel: Die Augen auf zu machen und zu zupacken. Was im Radio oder auch im Fernsehen kaum vorkommt: Hunderte Studenten und andere Freiwillige fahren ständig nach Griechenland um den Griechen zu helfen, denen die Kräfte fehlen, die Flüchtlinge aufzunehmen. Das machen die einfach so – für eine Woche, 14 Tage oder manche sind ein halbes Jahr dort. Davon hören wir nichts. Darauf kommt es aber an. Wir müssen die Menschen als Menschen empfangen.
domradio.de: Am Karsamstag geht´s los. Wie läuft das dann?
Przyrembel: Wir haben am Samstag verschiedene Orte mit Auftaktveranstaltung. Der Ostermarsch RheinRuhr 2016 startet am Karsamstag in Düsseldorf, Duisburg und Köln. Das ist der Anfang, am Sonntag gibt es eine Fahrradetappe von Essen bis Bochum über Gelsenkirchen, Wattenscheid und am Ostermontag beginnen wir in Bochum-Werne mit einem Friedensgottesdienst in der evangelischen Kirche und gehen dann nach Dortmund.
domradio.de: Wer marschiert mit?
Przyrembel: Das sind ganz verschiedene Gruppierungen. Teilweise Parteien, aber auch Gewerkschaften und dann sind es eben viele Freiwillige und überzeugte Menschen. Teilweise kommen Eltern mit ihren Kindern schon dort hin oder auch die ältere Generation ist da vertreten, so wie ich.
domradio.de: Und eben auch die katholische Kirche über zum Beispiel die Friedensorganisation Pax Christi... Was wünschen Sie sich - welches Zeichen soll vom Ostermarsch in diesem Jahr ausgehen?
Przyrembel: Dass die Menschen zuhören und sich beeindrucken lassen und sich fragen: "was kann ich tun?" Denn jeder kann irgendwo mit zugreifen. Überall und in allen Städten sind Ehrenamtliche beteiligt. Das geht bis nach Griechenland. Die ganze Herausforderung der Flüchtlingsbewegung wäre eine Katastrophe, wenn nicht wirklich Millionen von Menschen zupacken würden. Der Ostermarsch muss das den Menschen mitgeben, es lohnt sich. Es ist das Einzige auf das es ankommt. Wir können nicht Ostern feiern, wenn es den anderen schlecht geht.
Das Interview führte Hilde Regeniter.