Adveniat fordert Fairness abseits der olympischen Sportstätten

"Rio bewegt. Uns."

Wenige Monate vor den Olympischen Spielen startet "Rio bewegt. Uns" für mehr Gerechtigkeit in Brasilien. Vom Kegelverein bis zu den Ruderern des Deutschlandachters - an der Aktion sollen sich Sportler in Deutschland beteiligen.

Deutsche Ruderer unterstützen "Rio bewegt. Uns." / © Martin Steffen
Deutsche Ruderer unterstützen "Rio bewegt. Uns." / © Martin Steffen

domradio.de: Was genau will dieses Bündnis "Rio bewegt.Uns."?

Stephan Jentgens (Geschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat): Wir wollen, dass nicht nur innerhalb der Stadien, sondern auch außerhalb der Stadien die Menschen Gewinner der olympischen Spiele sind. Das hat uns Alfons Hörmann, der Präsident des deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB, Anm. d. Red.) bestätigt, dass das auch ein Anliegen des DOSB und des Sports in Deutschland ist.

domradio.de: Es sollen nicht nur die Olympioniken etwas davon haben, in dem sie die Medaillen bekommen, sondern alle Menschen, die in Brasilien leben. Wie kann denn das gehen?

Jentgens: Das ist eine relativ schwierige Aufgabe. Wie wir aus der Fußballweltmeisterschaft wissen, sind ja viele Investitionen an der Bevölkerung der einzelnen Austragungsstätten vorbeigegangen. Stadien wurden beispielsweise in Manaus hochgezogen, die heute fast gar keine Nutzung mehr haben. Infrastrukturprojekte wurden aufgelegt, aber nicht wirklich realisiert. In den Favelas wurde an bestimmten Stellen um die Stadien herum Ruhe geschaffen, aber es fand ein Verdrängungswettbewerb der Gewalt statt. All diese Fragen haben wir jetzt wieder auf den Punkt geholt und haben gesagt, da wollen wir ausdrücklich mit Partnern politisch Kraft aufwenden, wollen darüber Öffentlichkeit herstellen und wollen mit Leuchtturmprojekten schauen, dass es tatsächlich Hoffnung für eine Veränderung, für eine gerechtere Welt auch in den Städten in Brasilien gibt.

domradio.de: Das heißt die Versprechungen von mehr Entwicklung und Wohlstand, die es vor der WM gegeben hat, haben sich nicht erfüllt?

Jentgens: Man muss von einem ernüchternden Ergebnis und Resümee der Fußballweltmeisterschaft reden. Sie wissen selber, was momentan politisch und wirtschaftlich in Brasilien los ist. Besonders in Mitleidenschaft gezogen werden die Menschen, die in den Favelas, in den Armenvierteln der großen Städte und die Menschen, die auf dem Land leben. Von daher lohnt es sich, gerade jetzt anzutreten.

domradio.de: Wie können wir uns hier - jeder Einzelne von uns - an dem Aktionsbündnis beteiligen? 

Jentgens: Auf der Homepage, die es zu "Rio bewegt.Uns." gibt, gibt es verschiedene Mitmachmöglichkeiten, die konkreteste ist tatsächlich, wenn man sportlich unterwegs ist oder in einer Gruppe etwas mit Bewegung macht, sich auf dieser Homepage einzuchecken und zu sagen, wir machen diese Bewegung und diesen Sport solidarisch: Wir suchen uns Partner, die jeden gelaufenen, gekegelten Kilometer oder Meter vergüten und wir spenden es für die Projekte, die eine bessere Welt verheißen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR