Der katholische Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch am Tag seines 80. Geburtstags am 16. Mai in den Ruhestand gehen. Es bestehe "wohl kein Zweifel daran, dass der Mainzer Bischofsstuhl ab Dienstag, 17. Mai 2016, vakant ist", teilte das Bistum am Freitag mit. Offiziell werde Papst Franziskus eine amtliche Entscheidung über Lehmanns Rücktrittsgesuch erst an dessen Geburtstag bekanntgeben.
Eisernes Gesetz
Lehmann selbst hatte in der jüngeren Vergangenheit wiederholt erklärt, dass für alle Amtsträger in der katholischen Kirche mit Ausnahme des Papstes mit Vollendung des 80. Lebensjahres Schluss sei. Das sei ein eisernes Gesetz.Bislang hatte das Bistum betont, ein genauer Rücktrittstermin sei nicht absehbar, da der Papst den Termin frei wählen könne.
Am Freitag äußerte sich das Bistum nun anders. Es bestehe "kaum ein Zweifel", dass das Rücktrittsangebot angenommen werde. "Außer dem Papst selbst ist die Altersgrenze von 80 Jahren - soweit bekannt ist - ohne Ausnahme im Bereich der römischen Kirche allgemeingültig." Innerhalb von acht Tagen nach dem Rücktritt Lehmanns werde das Mainzer Domkapitel einen Diözesanadministrator wählen, der das katholische Bistum bis zur Ernennung eines neuen Bischofs durch den Papst leitet.
Klarer Hinweis
Die offizielle Mitteilung eines voraussichtlichen Datums für Lehmanns Wechsel in den Ruhestand ist nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) ein klarer Hinweis darauf, dass Vatikan und Bistum sich geeinigt haben und eine endgültige Entscheidung gefallen ist. In der Vergangenheit gab es immer wieder Kardinäle, die noch Monate oder sogar einige Jahre über ihren 80.
Geburtstag hinaus im Amt verblieben waren. Der in Mainz nach wie vor populäre frühere Theologie-Professor Lehmann ist seit längerer Zeit gesundheitlich angeschlagen.
Mann des Dialogs
Am 2. Oktober 1983 war Lehmann im Mainzer Dom zum Bischof geweiht und in sein Bischofsamt eingeführt worden. Über 20 Jahre - von 1987 bis 2008 - war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Im Februar 2001 erhob ihn der damalige Papst Johannes Paul II. zum Kardinal.
Der Kardinal gilt als Brückenbauer und Mann des Dialogs. Er steht für ein weltoffenes, lebensbejahendes Christentum und für ökumenische Offenheit. Höchstes Ansehen genießt er auch in der evangelischen Kirche, in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.
Zahlreiche Auszeichnungen
Zu den zahlreichen Auszeichnungen Lehmanns gehören mehrere Ehrendoktorwürden und das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband. Er ist unter anderem Träger des Karl-Barth-Preises und des Romano Guardini-Preises wie auch des "Ordens wider den tierischen Ernst". Außerdem ist er Ehrenbürger der Stadt Mainz und Ehrenmitglied des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05.
Lehmann, am 16. Mai 1936 im schwäbischen Sigmaringen geboren, war Assistent des 1984 gestorbenen renommierten Theologen Karl Rahner. Als Theologieprofessor lehrte er zunächst in Mainz und später in Freiburg, bevor er mit 47 Jahren Bischof von Mainz wurde. Damals war er der jüngste katholische Bischof in Deutschland.
Festakt am 80. Geburtstag
Sein bischöflicher Wahlspruch lautet "State in fide" (Steht fest im Glauben). Als Mitglied des Kardinalskollegiums nahm Lehmann am Konklave im April 2005 teil, aus dem Papst Benedikt XVI. hervorging, sowie am Konklave im März 2013, das mit Papst Franziskus Benedikts Nachfolger wählte.
Nach offizieller, aber nicht gesicherter Zählung ist Lehmann der 102. Bischof von Mainz. Mit Sicherheit ist er der 87. Nachfolger des weithin als "Apostel der Deutschen" geltenden heiligen Bonifatius, der von 746 bis 754 Bischof von Mainz war. Dort wird Lehmanns 80. Geburtstag am 16. Mai und damit am Pfingstmontag mit einem Gottesdienst im Dom und mit einem Festakt in der nahen Rheingoldhalle begangen.
