Papst Franziskus hat vor einer Unterscheidung zwischen "Nächsten und Nicht-Nächsten" gewarnt. Ohne ausdrücklich auf die Flüchtlingskrise einzugehen, rief er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch in Rom zur vorbehaltlosen Hilfe für Leidende auf. "Wir sind alle gerufen, den gleichen Weg des guten Samariters zu beschreiten", sagte er mit Bezug auf die Gleichniserzählung Jesu.
"Das Leiden anderer zu ignorieren, heißt Gott ignorieren", betonte Franziskus. Liebe sei nie abstrakt. "Liebe sieht und antwortet", sagte der Papst. Man könne die ganze Bibel, Theologie und Liturgie kennen, ohne dabei lieben zu lernen. "Mitleid heißt: im Innersten ergriffen sein vom Elend des anderen", sagte Franziskus.
Grüße an Bozener Bischof Ivo Muser
Namentlich grüßte der Papst den Bozener Bischof Ivo Muser, der mit einer Pilgergruppe an der Generalaudienz teilnahm. Muser hatte die österreichischen Pläne von Kontrolleinrichtungen am Brenner-Pass scharf kritisiert. Europa brauche "gemeinschaftliche Lösungen und nicht neue Barrieren", erklärte er nach dem Bekanntwerden des Vorhabens vor zwei Wochen. Grenzzäune, nationalstaatliche Interessen und die Unterscheidung zwischen Einheimischen und Fremden schürten Ängste und errichteten Sperren in Köpfen und Herzen, sagte Muser.