Der Polit-Rabauke punktet weiterhin bei konservativen Christen

Viele US-Katholiken machen ihr Kreuz bei Trump

Der Papst findet seine Haltung zu Einwanderern wenig christlich. Konservative Theologen machen gegen ihn mobil. Trotzdem gehört ein Teil der US-Katholiken zu Donald Trumps verlässlichsten Wählern. Warum?

Der Republikaner Donald Trump / © EPA/Justin Lane (dpa)
Der Republikaner Donald Trump / © EPA/Justin Lane ( dpa )

Das erste Mal ließ Massachusetts aufhorchen. Der katholisch geprägte US-Bundesstaat in Neuengland bescherte dem republikanischen Präsidentschaftsanwärter Donald Trump Anfang März mit 49 Prozent das beste Wahlergebnis überhaupt. Jeder zweite Wähler dort bezeichnete sich laut Nachwahl-Umfrage als "katholisch".

Innerhalb dieser Gruppe wiederum sicherte sich Trump 53 Prozent der Stimmen. Dieser Erfolg alarmierte manch kritischen Beobachter, kam er doch nur zwei Wochen nach einer öffentlichen Schelte für den umstrittenen Milliardär durch Papst Franziskus.

Bedenken des Papstes

Dieser hatte auf dem Rückflug seiner Mexikoreise auf die Frage eines Reporters, ob ein Katholik in den USA guten Gewissens für Donald Trump stimmen könne, geantwortet: "Jemand, der nur daran denkt, Mauern zu bauen - ganz egal, wo das ist, und keine Brücken zu bauen, ist nicht christlich." Er werde nicht sagen, ob Trump wählbar sei. "Ich sage nur: Wenn er diese Sachen sagt, dann ist dieser Mensch nicht christlich."

Die Bedenken des Papstes - sie verpufften offenbar bei vielen US-Katholiken. Und das, obwohl vieles von dem, was der voraussichtliche Spitzenkandidat der Republikaner für das Präsidentenamt sagt, mit der christlichen Botschaft der Nächstenliebe schwerlich vereinbar ist. Die Liste wird immer länger, angefangen vom geplanten Mauerbau entlang der 2.500 Kilometer langen Grenze zu Mexiko, der Abschiebung von elf Millionen Einwanderern ohne Papiere oder einem Einreiseverbot für Muslime.

Trump kündigte an, als Präsident der Supermacht im Kampf gegen den Terror wieder auf in der Zwischenzeit verpönte Foltermethoden zurückzugreifen. Er halte es für eine gute Idee, die Familien mutmaßlicher Terroristen unter Druck zu setzen. Der Immobilienmogul bewundert autokratische Herrscher wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin und hält nichts von Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Unterstützung durch US-Katholiken

Dass der Presbyterianer nach eigenen Worten noch nie das Gefühl hatte, Gott für etwas um Vergebung bitten zu müssen, beschreibt nach Ansicht von Kritikern einen Charakter, dem jede christliche Demut fehlt.

Trotzdem kann er sich auf Unterstützung aus dem Kreis der rund 80 Millionen US-Katholiken verlassen. Sie machen etwa ein Viertel der nationalen Wählerschaft aus. Zuletzt trugen sie in den fünf Bundesstaaten des Nordostens - Connecticut, Delaware, Maryland, Pennsylvania und Rhode Island mit bei zu Trumps Erdrutsch-Siegen. Dabei legte dessen Beliebtheit unter Katholiken laut Berichten konservativer Websites seit der Papstschelte sogar noch deutlich zu. Wobei es eine Spaltung zwischen hispanischen und "weißen" Katholiken gebe.

Die konservativen "weißen" Katholiken, die in der Vergangenheit zuverlässiger Stimmenlieferant für die moderaten Kandidaten der republikanischen Parteiführung waren, sind nach Erkenntnissen von Demoskopen zu Trump übergewandert. Warum? "Die Leute haben die Nase voll von den etablierten Politikern, die ihnen das Gefühl vermitteln, verkauft und verraten zu sein", versucht sich der Herausgeber der Website Catholic Online, David Drudge, an einer Erklärung.

Franziskus und die US-Bischöfe

Eine andere mag das gespaltene Verhältnis der konservativen US-Bischöfe zu Papst Franziskus sein. Während Franziskus die Barmherzigkeit, die Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit in den Vordergrund rückt, sorgen sich viele US-Bischöfe weiterhin mehr um den Frontverlauf der Kulturkämpfe der vergangenen vier Jahrzehnte im eigenen Land. So zumindest sieht es Massimo Faggioli, Direktor des Institute for Catholicism and Citizenship an der University of St. Thomas in Minnesota.

Die Hirten fühlen sich kulturell genauso herausgefordert wie ein Teil ihrer Herde, die sich in die heile, "weiße" Welt der 1950er- und 60er-Jahre zurücksehnt. Dieses Unbehagen greift Trump mit seinem Slogan "Amerika zuerst" auf. Anfang März riefen vierzig prominente katholische Intellektuelle in eindringlichen Worten die Wählerschaft dazu auf, Trump zu stoppen. Ihr Appell fruchtete bislang ebenso wenig wie die Kritik des Papstes.


Quelle:
KNA