Die Situation der christlichen Flüchtlinge in Flüchtlingseinrichtungen mache es erforderlich, "die generellen Konzepte für den Betrieb dieser Einrichtungen einer kritischen Überprüfung zu unterziehen", so die Bischofskonferenz.
Ähnlich äußerte sich der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge. Jede einzelne Flüchtlingsunterkunft müsse dafür Sorge tragen, dass alle Formen von Diskriminierung aufmerksam wahrgenommen und dokumentiert würden, erklärte er in Berlin. Schutzkonzepte zu erstellen, müsse zu den selbstverständlichen Anforderungen an jeden Betreiber einer Unterkunft gehören. Das größte Problem in den Unterkünften sei jedoch die Diskriminierung von Frauen und Kindern, unabhängig von Religion und kultureller Herkunft.
Die Bischofskonferenz berichtete zudem über eine aktuelle Umfrage zur Situation von christlichen Flüchtlingen in den deutschen Bistümern. Diese Erhebung "legt die Einschätzung nahe, dass Einschüchterung und Diskriminierung (bis hin zu Gewalt) gegenüber christlichen Bewohnern von Flüchtlingseinrichtungen kein geläufiges, wohl aber ein immer wieder auftretendes Problem sind, das ernst genommen werden muss".
Kirchliche Einrichtungen selber weniger betroffen
Dies hätten auch Gespräche mit Caritas, Maltesern und anderen katholischen Organisationen, die Flüchtlingseinrichtungen unterhalten, sowie mit staatlichen Stellen und privaten Sicherheitsdiensten bestätigt. "Kirchlich betriebene und generell kleinere Einrichtungen sind dabei offenkundig weniger betroffen als andere", betonte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp.
Eine Quantifizierung des Problems, wie sie in einer Pressekonferenz mehrerer Organisationen am Montag vorgenommen worden sei, "hält die Deutsche Bischofskonferenz aufgrund der ihr vorliegenden Informationen für nicht möglich", so Kopp weiter.
Umfrage zu Gewalt gegen Christen in deutschen Flüchtlingsheimen
Am Montag hatten mehrere Menschenrechtsorganisationen Ergebnisse einer eigenen Umfrage vorgelegt und dabei von anhaltender Gewalt gegen Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten in deutschen Flüchtlingsunterkünften berichtet.
In der Erhebung hatten sie 231 Fälle aus Deutschland dokumentiert, die von Diskriminierung über Körperverletzung bis hin zu sexuellen Übergriffen und Todesdrohungen gingen. Nach Einschätzung von Markus Rode von "Open Doors" ist dies nur "die Spitze des Eisbergs". Die 231 antwortenden Flüchtlinge kamen den Angaben zufolge vor allem aus dem Irak, Afghanistan und Syrien; 199 waren Konvertiten zum Christentum.
204 gaben an, von anderen Flüchtlingen aus religiösen Gründen angegriffen worden zu sein. Bei der Weiterentwicklung von Standards für Flüchtlingsunterkünfte empfehlen die Bischöfe, "insbesondere die Erfahrungen jener zahlreichen Einrichtungen zu berücksichtigen, in denen das Zusammenleben von Menschen verschiedener religiöser und kultureller Prägung gut funktioniert". Dazu wollen sie auch eigene Empfehlungen erarbeiten und vorlegen.