Opfervertreter enttäuscht von Missbrauchsaufklärung der Kirche

Ruf nach Entschuldigung

Der Sprecher der Initiative von Opfern sexualisierter Gewalt an Jesuiten-Einrichtungen "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, ist enttäuscht von der Missbrauchsaufarbeitung der katholischen Kirche - sie habe noch gar nicht richtig begonnen.

Matthias Katsch / © Stephanie Pilick (dpa)
Matthias Katsch / © Stephanie Pilick ( dpa )

"Die Aufarbeitung sexueller Gewalt in der Kirche ist noch nicht gescheitert, denn sie hat noch gar nicht richtig begonnen", schreibt Katsch in einem Kommentar für die "tageszeitung" (Onlineausgabe) am Montag. Auch bei dem am Sonntag beendeten Katholikentag in Leipzig sei die Chance verpasst worden, die systematischen Ursachen der Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen zu besprechen.

Die Bischöfe hatten nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals eine Serie von Maßnahmen eingeleitet. Opfer erhalten eine Entschädigung von bis zu 5.000 Euro, in begründeten Einzelfällen auch mehr. Im März 2010 entschuldigten sie sich bei den Opfern. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wurde zum Missbrauchsbeauftragten ernannt, eine Hotline wurde eingerichtet. Außerdem erließen die Bischöfe Leitlinien für den Umgang mit den Tätern, die 2013 verschärft wurden. Darüber hinaus verabschiedeten sie ein Präventionskonzept und beauftragten Forscher mit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Vorkommnisse.

Nach Katschs Ansicht werden die von den Bischöfen beauftragten wissenschaftlichen Berichte, die im kommenden Jahr erscheinen sollen, wenig Neues präsentieren. Es fehle weiterhin an Antworten auf die entscheidenden Fragen, etwa die Zahl der Täter oder der Eingeweihten. Zwar würden flächendeckend Präventionsprogramme ausgerollt, aber Bischöfe, die im Umgang mit den Tätern versagt hätten, dürften weiterhin im Amt bleiben. Es fehle eine "wirkliche Entschuldigung bei den Opfern", schreibt Katsch weiter. Auch bei der Frage nach Entschädigung gebe es noch keine "befriedigende Lösung". Die "Anerkennungszahlung" der Bistümer reiche nicht.


Quelle:
KNA