Schwester Katharina über ihre Liebe zum Fußball und den Tipp fürs erste Deutschlandspiel

"Ihre Erfahrung wird sie beflügeln"

Europa ist im Fußballfieber - domradio.de auch! Während der EM begleitet uns Schwester Katharina Hartleib, Franziskanerin in Olpe. Vor jedem Deutschlandspiel wird uns unsere "Fußballnonne" auf Facebook ihren Tipp verraten.

Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat  (DR)
Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat ( DR )

domradio.de: Fußball im Kloster. Wie kann ich mir das vorstellen? Mit Schal, Bier und Rudelgucken?

Schwester Katharina (Franziskanerin in Olpe): Wir haben schon eine Deutschlandfahne, die hängen wir heute Nachmittag aus dem Fenster. Und zum Rudelgucken: Wir fangen heute Abend damit an, dass wir in die "Offene Tür" gehen. Das ist nur eine Straße weiter, ein Jugendtreff. Die machen zum ersten Mal ein "Rudelgucken". Da haben wir gesagt, dass wir da mal hingehen und gucken, wie es mit einem viel größeren Rudel ist.

domradio.de: Haben Sie dann auch ein Trikot an?

Schwester Katharina: Ne, das ist mir dann doch ein bisschen zu stark, das ist nicht nötig. Einen Schal habe ich aber schon. Irgendwann habe ich auch mal ein Käppi gehabt, aber das fand das ein kleiner Junge so cool, da hab ich den Hut verschenkt.

domradio.de: Im Kloster erwartet man ja eigentlich eher eine Andächtigkeit, wie geht das denn mit einem Fußballturnier zusammen?

Schwester Katharina: Wir sind Franziskanerinnen und die sind immer mitten unter den Menschen; die sind da, wo Menschen mit ihren Sorgen und Problemen  - und natürlich auch mit ihren Freuden - da sind. Von daher wissen wir, dass vom über 90-Jährigen bis zum Kleinsten fast alle Fußball lieben. Ich selber bin mit drei Brüdern aufgewachsen und habe immer Fußball auf der Straße gespielt. Von daher ist mir die Liebe zum Fußball in die Wiege gelegt worden - und das habe ich auch im Kloster nicht abgelegt. Muss ich ja auch gar nicht.

domradio.de: Passt das denn in den klösterlichen Tagesablauf so ein Spiel? Oder muss dann auch mal das Nachtgebet verschoben werden?

Schwester Katharina: Bei uns ist es so, dass wir die Komplet quasi auf der Bettkante beten, also nicht gemeinsam. Das Abendlob, die Vesper, ist gemeinsam. Heute Abend ist auch ein Abendgottesdienst in der Pfarrkirche. Wenn 18 Uhr Spiele sind, geht es halt nicht. Da kann man nicht gucken. Da hört man schon mal überall, während wir in der Kapelle sitzen, das Jubeln, falls ein Tor fällt. Das ist dann schon etwas kribbelig. Aber um 21 Uhr sind die gemeinsamen Sachen vorbei.

domradio.de: Auch bei einem Deutschlandspiel kann man dann sicherlich nicht auf sein Smartphone gucken…

Schwester Katharina: Das dritte Gruppenspiel ist ja Dienstag um 18 Uhr. Ich hab da von 17 bis 19 Uhr noch eine Veranstaltung, die kann ich nicht absagen.  Das hat dann schon mit Disziplin zu tun. Wenn man nur die zweite Halbzeit gucken kann, ist das dann so. Gottesdienst und Dienst am Menschen geht immer noch vor.

domradio.de: Aber heute haben Sie ja die Gelegenheit: 21 Uhr Deutschland gegen die Ukraine, was ist Ihr Tipp. Und warum?

Schwester Katharina: Ich denke, die Deutschen werden sich etwas schwer tun, denn die Ukraine spielt einen etwas "robusten" Fußball. Mein Tipp ist dennoch: 2 zu 1 für Deutschland.

domradio.de: Beten Sie denn für den Sieg heute Abend?

Schwester Katharina: Nein, das fände ich komisch. Aber ich bete tatsächlich, dass das Ganze friedlich bleibt. Wir haben ja gestern die Straßenschlachten in Marseille mitbekommen. Das muss nicht sein. Oder auch nach dem Spiel Russland gegen England, dass da noch im Stadion so Feindseligkeiten waren. Da braucht es wieder einen Apell an die Vernunft der Leute. Und ein Gebet, um zu sagen: Lieber Gott guck mal, dass die Leute vernünftig bleiben; dass es ein friedliches Sportfest bleibt.

domradio.de: Heute ist unser Auftaktgespräch. Am allerwichtigsten ist also: Wer wird Europameister?

Schwester Katharina: Naja, das eine ist die Hypothese, das andere ist der Wunsch. Und der lautet: Deutschland. Ich schätze aber tatsächlich auch, dass es Deutschland wird und daher tippe ich es auch. Weil ich das Gefühl habe, dass sie sich seit der WM  - da gab es ja dieses Tal, was man immer hat, wenn es so einen Höhepunkt gab – wieder gefunden haben. Und dann gibt es noch das alte Phänomen der Turniermannschaft. Das traue ich denen zu. Das Wissen so ein großes Turnier wirklich mal gewonnen zu haben und dieses Spiel gegen Argentinien. Das Finale ging ja bis über jegliche Grenzen, weil sie wirklich mal den Pott haben wollten. Und diese Erfahrung dieser Mannschaft es mal geschafft zu haben, wird sie beflügeln. Auch in Spielen, wo es schwer wird.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR