Bei den Feierlichkeiten im schwedischen Lund, werde es sicher weitere Zeichen einer Gemeinschaft der Kirchen geben, sagte Schavan am Donnerstagabend in Berlin. Sie sprach bei einem kirchenpolitischen Empfang der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Bei der Begegnung in Lund wollen Papst und Weltbund gemeinsam an 500 Jahre Reformation und 50 Jahre ökumenischen Dialog erinnern.
Papst mit Stand der Ökumene unzufrieden
Zur Begründung ihrer Erwartungen verwies Schavan auf den Besuch von Franziskus in der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Roms im vergangenen November. Dabei habe er zum Ausdruck gebracht, dass er mit dem Stand der Ökumene nicht zufrieden sei und zu weiteren Schritten ermutigt.
Eine große Stärke des Papstes sei es, dass er zunächst Fehler und Schwächen der eigenen Kirche in den Blick nehme, bevor er Forderungen an andere richte. Seinen kirchenpolitischen Ansatz, "Impulse zu setzen und damit Prozesse anzuregen", müsse die akademische Theologie europäischer Tradition viel stärker beschäftigen als bisher, forderte die frühere Bundesbildungsministerin.
Franziskus wirke weit über die Kirche hinaus
Wie seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. wirke auch Franziskus weit über die Kirche hinaus, so die Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Mit Johannes Paul II. teile er die "ausgeprägte politische Leidenschaft". Die Grundlegung des freiheitlichen Rechtsstaates, die Benedikt XVI. etwa in seiner Rede 2011 vor dem Bundestag dargelegt habe, greife Franziskus auf und mache deutlich, was Christen mit diesen Fundamenten bewirken müssten. Er fordere sie auf, dort einzuschreiten, "wo Menschen verfolgt werden und ihre Würde verletzt wird".
Schavan äußerte sich auch zu innerkirchlichen Widerständen gegen den Kurs des Papstes. "Wer etwas bewirkt, hat Gegner und Neider", betonte sie. "Das ist in der Kirche ähnlich wie in Parteien und anderen Großorganisationen."