Es ist die höchste Geburtenzahl seit dem Jahr 2000. Ein kleiner Babyboom also. Im vergangenen Jahr haben sich in Deutschland so viele Paare wie lange nicht mehr für Kinder entschieden. Ob das tatsächlich eine Trendwende ist, ist allerdings noch nicht abschließend zu beurteilen.
Mehr Geburten in Deutschland
Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, wurden im vergangenen Jahr 738.000 Kinder lebend geboren. Im Jahr davor waren es rund 715.000. Im Jahr 2000 kamen 767.000 Jungen und Mädchen zur Welt. In der Zeit der Wiedervereinigung hatte es noch zwischen 800.000 und 900.000 Geburten pro Jahr gegeben. Das Jahr mit den meisten Geburten seit dem Zweiten Weltkrieg war übrigens 1964 mit knapp 1,4 Millionen Babys. Unter die Millionengrenze fiel die Geburtenzahl erstmals 1972.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), die in diesem Jahr selbst zum zweiten Mal Mutter geworden ist, nannte die Entwicklung "ein schönes Signal". Damit sei deutlich, dass immer mehr Frauen und Männer Kinder wollten. Für sie als Ministerin bedeute es "die größte Motivation", mehr für Familien und Kinder zu erreichen.
Erheblicher Anstieg bei Todesfällen
Einen erheblichen Anstieg um 6,5 Prozent gab es bei den Todesfällen: 2015 starben rund 925.000 Menschen. Das ist die höchste Zahl seit 30 Jahren. Entsprechend hoch beziffern die Statistiker den sogenannten Sterbeüberschuss: Im vergangenen Jahr starben etwa 188.000 Menschen mehr als geboren wurden. Am größten ist der Sterbeüberschuss in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Niedersachsen, Sachsen und Bayern. In Hamburg und Berlin gab es dagegen mehr Babys als Todesfälle.
Einen Geburtenüberschuss gab es in Deutschland zuletzt 1971: Damals wurden in ganz Deutschland 1,01 Millionen Kinder geboren bei etwa 965.000 Sterbefällen. Den höchsten Geburtenüberschuss verzeichnete Deutschland 1964 mit rund 487.000.
Zahl der Eheschließungen gestiegen
Gestiegen ist auch die Zahl der Eheschließungen: Mehr als 400.000 Paare gaben sich das Ja-Wort - ebenfalls die höchste Zahl seit dem Jahr 2000. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Die Zahl der nicht-ehelich geborenen Kinder stieg mit 257.000 auf den höchsten Wert seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. 1946 wurden 146.000 Jungen und Mädchen nicht-ehelich geboren. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre sank diese Zahl auf rund 75.000 pro Jahr.
Unklar ist, ob die steigenden Geburtenzahlen ein Beleg für eine steigende Kinderfreundlichkeit in Deutschland sind. Eine Sprecherin des Statistischen Bundesamtes betonte am Donnerstag, dass die Geburtenziffer, also die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau, noch nicht vorliege. Klar sei aber, dass derzeit die großen Jahrgänge der von 1988 bis 1990 Geborenen ins gebärfähige Alter vorrückten. Schon aus diesem Grund seien steigende Geburtenzahlen keine Überraschung.
Ende 2015 hatten die Statistiker allerdings bekanntgegeben, dass 2014 auch die Geburtenrate auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung gestiegen sei. Jede Frau im gebärfähigen Alter wurde demnach im Schnitt Mutter von 1,47 Kindern.