"Sätze wie diese spielen auf dem Klavier der Stimmungsmache, wollen Ängste schüren und Menschen einfangen", ergänzte er am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur in Hamburg. "Zum Glück trifft das nicht die Stimmungslage der großen Mehrheit im Land", so Jaschke, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den Dialog mit dem Islam zuständig ist.
Die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch hatte nach dem EM-Aus am Donnerstagabend getwittert "Vielleicht sollte nächstes Mal dann wieder die deutsche NATIONALMANNSCHAFT spielen?" Der Tweet wurde inzwischen gelöscht. AfD-Vize Alexander Gauland hatte vor der EM gesagt, niemand wolle "einen Boateng" als Nachbarn haben.
Boateng und Özil "sympathische Typen"
"Wer will wirklich etwas gegen Spieler wie Jerome Boateng und Mesut Özil haben, sympathische und gewinnende Typen, sie bereichern die Nationalelf und unser ganzes Land, sie gehören fest zu uns", sagte Jaschke. "Boateng berlinert, Respekt vor Özil, der seinen Glauben nicht verleugnet, das bereichert unsere Gesellschaft", so der Theologe. "Wir lernen Toleranz und leben mit den Muslimen und den vielen anderen friedlich zusammen", sagte er. "Im Moment ist die AfD dabei, sich selbst zu zerlegen, wie wir es in Baden-Württemberg sehen."
Gratulation an Frankreich
Zum Ausscheiden der Löw-Elf sagte Jaschke: "Es war ein hervorragendes und faires Spiel. Wir haben das Beste gegeben, Frankreich hat gesiegt, und nun gratulieren wir ihnen." Fußball biete eine gute Ablenkung von politischem oder persönlichem Ärger, aber auch die gesellschaftliche Stimmung sei nach seinem Eindruck im Moment eher gelassen und ungestresst. "Natürlich weiß man nicht, was etwa durch den Brexit noch auf uns zukommt", so der Geistliche. "Aber wir sind doch gesichert, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie noch nie, und alle freuen sich mit Recht auf den Urlaub."
Kein Tipp für das Finale
Er sei dankbar, dass sich die Terrorwarnungen zur EM bislang nicht bewahrheitet hätten, sagte Jaschke. Einen Tipp für das Finale wollte der Weihbischof nicht abgeben, doch zeigte er sich beeindruckt von der Fairness, dem fußballerischen Können und dem menschlichen Anstand von Portugals Ausnahmespieler Cristiano Ronaldo.