Libori in Paderborn hat begonnen

Friedlich und fröhlich

Die Kirchenglocken läuten und die Gebeine des heiligen Liborius wurden aus der Krypta des Paderborner Doms erhoben: Zeit für Kirmes und Gottesdienste! Rund um den Dom tummeln sich die Menschen um bunte Buden – den Heiligen immer im Rücken.

Libori-Fest in Paderborn / © Florian Bechte (DR)
Libori-Fest in Paderborn / © Florian Bechte ( DR )

Direkt unter dem Domportal haben sich drei Schülerinnen getroffen, um zusammen über die Kirmes zu gehen. "Es ist schön, dass man hier alte Schulfreunde und Bekannte trifft", sagen sie. An Libori schätzen sie, dass es ein eher kleines Volksfest ist: "Das macht es persönlicher." Im Eröffnungs-Gottesdienst waren sie nicht, sie wollen morgen in die Messe gehen: "Eine reicht", schmunzeln sie.

Nur eine Ecke weiter schiebt ein älteres Ehepaar einen Kinderwagen: Sie sind aus Bad Lippspringe angereist und wegen ihrem Enkel hier: "Es ist ein schönes Familienfest", finden sie. So lange es den Kleinen schon gibt, fahren sie jedes Jahr mit ihm nach Libori. So schlendern sie an Ständen mit Töpfen, Taschen, Sonnenbrillen und Regenschirmen vorbei. Dazwischen riecht es man nach deftiger Currywurst, dann wieder nach Crepes oder Fisch.

Tusch und Trompeten

Eine relativ weite Anreise hat eine Ordensschwester aus der Nähe von Eindhoven in den Niederlanden – und es ist ihr erstes Libori: "Ich habe 35 Jahre lang in Ostafrika gelebt, gemeinsam mit Mitschwestern aus Paderborn. Die haben mir immer so vorgeschwärmt von dem Tusch und den Trompeten, da musste ich mir das auch mal selbst ansehen." Und wie gefällt es ihr? "Wunderschön", sagt sie mit einem strahlenden Lächeln. "Nächstes Mal muss ich länger hier bleiben."

Doch die Angst vor Terror und dem Amoklauf in München gehen auch an ihr nicht spurlos vorbei: "Ich bete für Frieden und Freude – das ist nicht einfach in dieser Zeit." Mit diesem Wunsch verschwindet sie in ihrem grau-schwarzen Habit wieder zwischen den Menschen, die alle eines gemeinsam haben: Fröhlich Libori zu feiern.

Becker bittet um Gebet für Terroropfer

Am Nachmittag wurde im Paderborner Dom unter den Klängen des Libori-Tuschs der goldene Reliquienschrein mit den Gebeinen des heiligen Liborius (348-397) aus der Krypta in den Hochchor gebracht. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker verwies auf die vielen Terroropfer der vergangenen Monate; besonders die französischen Freunde seien betroffen. Das Bistum Le Mans im Nordwesten Frankreichs ist Partnerbistum von Paderborn. Becker rief dazu auf, das Leid der Opfer und ihrer Familien in den Tagen des Liborifestes nicht auszublenden und für sie zu beten.

An dem Gottesdienst nahmen Kurienkardinal Kurt Koch, der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, und Bischof Yves Le Saux aus Le Mans teil. Von dort waren die Gebeine des heiligen Liborius im Jahr 836 nach Paderborn überführt worden.
Das Libori-Fest unter dem Motto "Herzlich - herzhaft - barmherzig" dauert bis zum 31. Juli. Am Sonntag wird Becker im Dom einen Gottesdienst anlässlich des Hochfestes des Bistumspatrons feiern. Danach werden dessen Reliquien in einer Prozession durch die Stadt getragen.


Quelle:
DR