Krakau ist im Papstfieber! Den ganzen Mittwoch lang herrschte bereits eine gespannte Stimmung in der polnischen Stadt. Die Weltjugendtags-Pilger schwenkten Franziskus-Fahnen, Hubschrauber kreisten über der Stadt, Polizeiwagen rasten hektisch mit Blaulicht über die abgesperrten Hauptstraßen. So ein Papstbesuch steht schließlich nicht alle Tage an.
Franziskus am Papstfenster
Obwohl das offizielle Papstwillkommen erst am Donnerstagabend mit einer Messe stattfinden soll, war bereits für den Mittwoch das erste Highlight für die Pilger angekündigt. Franziskus wollte sich am berühmten Papstfenster des Bischofspalastes in Krakau zeigen und zu den Jugendlichen sprechen. So, wie es der Gründer des Weltjugendtages, Papst Johannes Paul II., immer gern getan hatte. Das wollten sich etwa 16.000 junge Pilger natürlich nicht entgehen lassen.
Und dafür mussten sie vor allem eines: Schlange stehen und warten. Um einen guten Platz nahe am Fenster zu bekommen, fanden sich die ersten Jugendlichen bereits um 16 Uhr vor dem Bischofspalast ein. Sie warteten über fünf Stunden, um einen guten Blick auf den Papst werfen zu können. Doch es lohnte sich.
Schweigeminute
Um genau 21:14 Uhr war es dann so weit. Franziskus trat ans Fenster. Kameras zuckten, Pilger kreischten, der Papst lächelte und winkte. Doch er sprach gleich ein ernstes Thema an und erzählte die Geschichte des 22-jähringen Maciej Ciesla.
Der Grafikstudent hatte sich als Volunteer sehr für den Weltjugendtag engagiert, bei den Vorbereitungen geholfen und sich riesig auf das Fest gefreut. Doch dann war er an Krebs erkrankt.
"Alle Zeichnungen auf den Fahnen sind von ihm. In dieser Arbeit hat er seinen Glauben gefunden", erzählte Franziskus. "Er wollte bis zur Ankunft des Papstes leben. Doch er starb am 2. Juli." Franziskus wirkte tief bewegt und bat die Pilger um eine Schweigeminute.
"Ihr glaubt vielleicht, der Papst verdirbt euch den Abend", so der Heilige Vater. "Aber wir müssen uns an gute und schlimme Dinge gewöhnen. So ist das Leben, junge Freunde."
Vorfreude auf das Glaubensfest
Franziskus machte aber auch deutlich, dass er sich auf den bevorstehenden Weltjugendtag freut. Er lud die jubelnde Menge zur Willkommensfeier am Donnerstag auf der Błonia-Wiese ein. "Fürchtet Euch nicht! Gott ist groß, Gott ist gut, und wir haben alle etwas Gutes in uns."
Dann segnete Franziskus die jubelnde Menge und wünschte allen noch "Buenas Noches". Etwa acht Minuten dauerte seine Ansprache. "Angesichts der Tatsache, dass ich so lange gewartet habe, ein bisschen kurz", sagt eine Pilgerin im Anschluss. "Doch ich bin tief bewegt. Es hat sich sehr gelohnt."