In Rio de Janeiro steigt die Spannung vor den Olympischen Spielen. Am Mittwoch traf das olympische Feuer in der Stadt am Zuckerhut ein. Bürgermeister Eduardo Paes nahm die Fackel in Empfang, die später über die Strandpromenade von Copacabana getragen werden sollte. Unterdessen bereitet die Sicherheitslage vor den am Freitag beginnenden Spielen Sorgen.
Am frühen Mittwochmorgen stürmten Hunderte schwer bewaffnete Polizeibeamte die Favela-Region Complexo do Alemão im Norden der Stadt. Es gab mehrere Verletze, darunter der leitende Polizeioffizier Felipe Curi. Mindestens zehn Personen wurden festgenommen. Der Einsatz richtete sich gegen Drogenbanden, Waffenhandel und die Rückzugsgebiete des organisierten Verbrechens.
Hohe Polizeipräsenz
Während der Spiele sollen 85.000 Uniformierte über 10.000 Sportler und über eine halbe Million Besucher schützen. Gewarnt wird vor terroristischen Anschlägen und vor kriminellen Überfällen. Die Zahl der Raubüberfälle auf Fußgänger und Autofahrer hat in den vergangenen Monaten wieder zugenommen. Polizisten und Soldaten mit Gewehren im Anschlag sind mittlerweile in allen Touristenvierteln und vor wichtigen Gebäuden zu sehen.
Amnesty International beklagt derweil eine zunehmende Polizeigewalt in der Olympiastadt. Allein im Juni habe die Polizei 49 tödliche Schüsse abgegeben, teilte die Menschenrechtsorganisation mit. Die Zahl der Todesopfer bei Polizeieinsätzen vor allem in Armenvierteln habe sich im vergangenen Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Nach Angaben des staatlichen Instituts für öffentliche Sicherheit gab es zwischen April und Juni dieses Jahres im Stadtgebiet von Rio 124 Todesopfer, mehr als ein Toter pro Tag.
Wegen der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise in Brasilien ist im Land bisher wenig olympische Stimmung zu spüren. Trotz knapper Kassen und Problemen bei der Fertigstellung einiger Infrastrukturprojekte versprechen die Behörden eine perfekte Organisation und stimmungsvolle Spiele.
Respekt trifft auf Menschenrechtsverletzungen
Das katholische Hilfswerk Misereor kritisierte die gewaltsame Diskriminierung der Ureinwohner in Brasilien. "Während bei Olympia in Rio de Janeiro Respekt und Völkerverständigung inszeniert werden, finden in anderen Landesteilen schwere Menschenrechtsverletzungen gegenüber Indigenen statt", erklärte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel in Aachen zum internationalen Tag der indigenen Völker am 9. August. In den vergangenen zwölf Monaten hätten die Guarani-Kaiowá mindestens 25 paramilitärische Angriffe erlebt.