domradio.de: Wie ist denn in Kamerun die Wassersituation? Sauberes Wasser für alle Haushalte ist wahrscheinlich da nicht selbstverständlich, oder?
Kirite Rugani (Expertin für Wassergewinnung): Nein das ist nicht selbstverständlich. Die städtische Wasserversorgung kann nur circa die Hälfte des benötigten Wassers liefern. Und auch nur ein Teil der Bevölkerung ist an das Wassernetzwerk angeschlossen. Das bedeutet, dass dann viele Menschen in Yaoundé, der Hauptstadt von Kamerun, auf andere Trinkwasserquellen zurückgreifen müssen wie Brunnen oder Flüsse.
domradio.de: Und da stell ich mir jetzt vor, dass diese Brunnen oder Flüsse nicht immer ganz sauber sind, dass da vielleicht Keime drin stecken und dass das gesundheitsgefährdend ist.
Rugani: Ganz genau. Die sind häufig verseucht durch fäkale Kontamination oder andere Kontamination und sind dadurch auch gesundheitsgefährdend.
domradio.de: Und da kommen Sie jetzt ins Spiel. Sie haben nämlich Filtermethoden getestet. Können Sie das uns, die wir jetzt nicht gerade das technische Fachwissen haben erklären, was das für Filtermethoden sind.
Rugani: Ja ich versuche es. Das sind dezentrale Filtermethoden beziehungsweise Aufbereitungsmethoden, die man im Haushalt selber benutzen kann. Wir haben drei Filter vor Ort aufgebaut. Einmal einen Keramikfilter, den man dort kaufen kann. Das sind Keramikkerzen, wodurch das Wasser filtriert wird. Wir haben einen Biosandfiltergebaut, also mit lokalem Sand und Kieseln. Dann haben wir solare Desinfektion angewandt, das sind Flaschen, die man in die Sonne legt und dann tötet die UV-Strahlung die Keime ab. Und dann haben wir zwei Prototypen aus Deutschland mitgebracht. Das waren Membranfilter-Prototypen.
domradio.de: Hat das funktioniert? Ist dann am Ende aus dem verschmutzten Wasser sauberes Wasser geworden?
Rugani: Ja, das hat erstaunlich gut funktioniert. Wir waren sehr überrascht ob der hohen Qualität des Wassers nach der Filtration. Vor allem die Membranen waren sehr erfolgreich und die solare Desinfektion, was uns sehr gewundert hat, weil man keine Stoffe in dem Sinne aus dem Wasser entfernt sondern nur abtötet.
domradio.de: Ganz wichtig ist natürlich, dass man diese Filter aus einfachen Materialien jetzt zur Verfügung stellen kann. Sie haben gerade schon gesagt: Sand gibt es genug. Wie stellen Sie sich das vor, wie können die Leute das in Zukunft auch anwenden?
Rugani: Der Sandfilter ist schon komplex zu bauen, der wäre für Städte oder kleine Dörfer mehr geeignet, weil der sehr viel Wasser liefert. Man könnte das implementieren und Leute herbringen, die das schulen, doch dieser Filter ist auch schon sehr bekannt und wird auch schon in vielen Teilen Afrikas benutzt. Auch den Keramikfilter kann man schon käuflich erwerben. Solare Desinfektion, da gibt es NGOs, die das in Yaoundé selber implementieren, nur ist dort das Vertrauen noch nicht so groß in die Methode.
domradio.de: Das ist ein ganz wichtiges Stichwort. Man kann die besten Materialien haben und die tollsten Methoden, doch wenn die Leute nicht mitziehen bringt das wenig. Was haben Sie da erlebt?
Rugani: Das war interessant, denn die Hälfte der Leute mit denen wir gesprochen haben, meinten, sie waren sehr positiv überrascht und haben noch nie von diesen Methoden gehört, waren begeistert und wollten selber mitmachen. Andere waren sehr kritisch und meinten "Das hilft doch alles nichts. Wir trinken das Wasser so, wir sind stark, wir haben die Gene. Wir können das ertragen." Es war sehr interessant diese Stimmung zu spüren.
domradio.de: Also Sie haben jetzt sehr verschiedene Erfahrungen gemacht rund um diese Wasserfiltermethoden. Wie geht es jetzt weiter? Bleiben Sie weiter dran, werden Sie weiter versuchen Filtermethoden in Kamerun zu entwickeln?
Rugani: Die Filter haben wir vor Ort gelassen. Die Universität wird weiter daran forschen und ich selber plane ein Promotionsprojekt und bin gerade dabei dieses Projekt zu entwickeln und wäre natürlich froh, wenn da was positives bei rumkommen würde und das weiterlaufen könnte. Dafür brauchen wir allerdings Fördermittel.
domradio.de: Das ist hier genauso wie überall... Ich würde gerne noch von Ihnen wissen, wenn Sie jetzt zu Hause den Wasserhahn aufdrehen und da kommt ganz selbstverständlich sauberes Wasser raus - denken Sie dann anders darüber? Nach der Erfahrung, die Sie in Kamerun gemacht haben?
Rugani: Auf jeden Fall! In Kamerun war es so, dass wir eine Woche lang kein fließendes Wasser hatten. Und wir wurden dann teilweise vorgewarnt, weil unsere Nachbarn dann schon Bescheid wussten, dass jetzt eine Phase wäre, wo kein Wasser da ist, dass man dann lagern muss und vorbereiten muss für die Wäsche, fürs Trinken, fürs Kochen, für alles. Wir für uns selbst konnten immer Wasser kaufen, denn wir hatten die finanziellen Mittel. Doch wenn es jetzt eine Katastrophe gäbe und in Köln jetzt zum Beispiel kein Wasser wäre, das wäre schon schwierig. Ich bin jetzt, wo ich wieder zurück bin, sehr bewusst.
domradio.de: Also Sie versuchen bewusst, weniger Wasser zu verbrauchen?
Rugani: Auf jeden Fall, ja. Ich hab es vorher schon so gemacht, aber jetzt auch noch mehr.
Die Arbeit von Kirite Rugani ist dieses Jahr für den VDI-Förderpreis vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI Bezirksverein Köln) Köln nominiert, der am 13. Oktober im Rhein Energie Stadio Köln verliehen wird.
Das Interview führte Hilde Regeniter.