Wie schon bei der Eröffnung der Olympischen Spiele Anfang August war die Eröffnungsformel, die Michel Temer am Mittwoch (Ortszeit) sprach, unter den lautstarken Unmutsbekundungen des Publikums kaum zu verstehen. Der Vorsitzende des Organisationskomitees, Carlos Arthur Nuzman, musste seine Rede mehrfach unterbrechen, da es nach seiner Erwähnung des Danks an die Regierung zu Buh-Rufen kam.
Neuwahlen gefordert
In mehr als 40 brasilianischen Städten demonstrierten nach Angaben der Veranstalter unterdessen rund 150.000 Menschen gegen die neue Regierung unter Präsident Temer. Allein in São Paulo versammelten sich rund 25.000 Menschen, wie die Organisatoren miteilten. Die Demonstranten forderten sofortige Neuwahlen und skandierten "Fora Temer - Weg mit Temer". Auf Transparenten wurde die Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff als Putsch bezeichnet.
Weitgehend friedliche Demonstrationen
Auch in Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Recife und anderen Großstädten demonstrierten Zehntausende für mehr soziale Rechte und gegen die Regierung. Alle Demonstrationen verliefen weitgehend friedlich. Zu den Protesten hatten Gewerkschaften, soziale Bewegungen und kirchliche Organisationen aufgerufen.
Brasilien ist politisch tief gespalten. Vor einer Woche war Präsidentin Rousseff unter dem Vorwurf illegaler Haushaltstricks ihres Amtes enthoben worden. Rousseffs früherer Vizechef Temer wurde als neues Staatsoberhaupt vereidigt. Er führt eine rechtsliberale Regierung und ist bis Ende 2018 im Amt.