Jugendliche feiern ihren Glauben bei Open-Air-Gottesdienst

"Lichter der Hoffnung" vor dem Kölner Dom

Eine ungewöhnliche Kombination - mit einem Festival und einem überkonfessionellen Gottesdienst hat die Bewegung solid-BASE e.V. am Samstag auf dem Roncalliplatz in Köln ein Zeichen für den christlichen Glauben gesetzt.

Autor/in:
Pia Steckelbach
BASE Gottesdienst am Kölner Dom / © Pia Steckelbach (DR)
BASE Gottesdienst am Kölner Dom / © Pia Steckelbach ( DR )

Lasershow, lauter Bass und E-Gitarre: Dieser besondere Gottesdienst erinnert eher an ein Technokonzert als an Kirchenliturgie. Die bayrische Band "Good Weather Forecast" eröffnet den Abend und bringt das Publikum mit rockiger Musik zum Tanzen. Der Roncalliplatz vor dem Kölner Dom bebt vom Bass. Frontmann Florian Stiepler ist ein echter Rockstar. Er trägt eine abgewetzte Jeansweste und Kapuze – hinter ihm bunte Laser. Aber Stiepler und seine Bandkollegen sind vor allem eins: gläubige Christen mit einer Mission. Sie wollen den Glauben und die Hoffnung verbreiten. "Es gibt jemanden, der dich liebt und dein bester Freund sein will. Dieser Jemand heißt nicht Justin Bieber, sondern Jesus Christus!" Die Menschen vor der Bühne reagieren mit lautem Applaus. Den christlichen Glauben an Gott hat die Band mit dem "LivingGospelChoir" gemeinsam. In bunten Roben und mit Lebensfreude singen sie Bibelverse, die sie in ansteckender Weise vermitteln wollen.  

Lichter der Hoffung 2.0

Die Klänge des Festivals übertönen sogar das abendliche Domgeläut. Als die Sonne dann neben dem Dom untergeht, werden die Töne sanfter. Der Gottesdienst beginnt. Die Bewegung solid-BASE e.V. richtet speziell für Jugendliche Gottesdienste aus. Sie nennen ein klares Ziel. Sie wollen keinen "gewöhnlichen" Gottesdienst feiern, sondern "den Raum geben, Gott zu begegnen". Dieser Gottesdienst, den sie "Lichter der Hoffnung" getauft haben, ist ihr zweiter öffentlicher Gottesdienst unter freiem Himmel in Köln. Für Thomas Enns, dem Vorsitzenden von solid-BASE e.V und gleichzeitig Mitglied der Band "Könige und Priester", die den Abend musikalisch begleitet, ist sein Anliegen klar: "Wir wollen Brücken zwischen Menschen und Konfessionen als Zeichen des Friedens bauen!" Dabei richtet sich "Lichter der Hoffnung" an alle christlichen Konfessionen; "Ich bin so dankbar, dass es die katholische und evangelische, sowie die freie Kirche gibt", sagt Enns.

Von dem Interesse der Menschen ist er begeistert. Einige der Besucher warten seit dem Nachmittag auf dem Roncalliplatz. Viele von ihnen waren bereits im letzten Jahr im strömenden Regen zu dem ersten BASE-Festival in Köln gekommen. Enns meint dazu: "Das was hier passiert ist ein Wunder. Gott ist dabei, uns zu vereinen!" Sein Stil und die Musik seiner Band sprechen besonders die jugendlichen Besucher an. Mit Liedern wie "Du machst alles neu" und "Nothing is impossible" machen "Könige und Priester" den Glauben zu einem Gemeinschaftserlebnis, das jeden Einzelnen berühren soll.

Im Zeichen der Hoffnung

Das symbolische Licht der Hoffnung zündet Enns in Form seiner Handy-Taschenlampe an. Bald schon ist der Platz erfüllt von Smartphones, die die Menschen in die Höhe halten. Blitzlicht und Lasershow statt Kerzen - Glaube kann sich mit den Generationen verändern, dafür stehen Enns und sein Projekt.

Diözesanjugendseelsorger Mike Kolb macht ebenfalls die Hoffnung zum Thema seiner Predigt. Er zitiert einen Satz des ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel: Hoffung sei nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgehe, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn mache, egal wie es ausgehe. Für Kolb ist die Botschaft klar: "Wer Hoffung hat, der glaubt an den Sieg des Guten – wir glauben an den Guten, lasst ihn hochleben!" Alle Christen sieht er von Jesus eingeladen, selbst ein Licht zu sein; das ginge zum Beispiel durch Zuhören und Freundlichkeit. Der christliche Auftrag sei es, die Nachricht Jesu weiterzuschenken, die man selbst längst verstanden habe – daher sei er Priester geworden.

Beten für Fremde

Nach diesem Vorbild wird an diesem Abend ein Anfang gemacht. Auf dem Roncalliplatz sind Gläubige im Einsatz, die mit und für andere Besucher beten. Eine davon ist Sabine. Sie versuche zwischen den Einzelnen und Gott zu verbinden. Dabei spiele für sie weniger die Kirche als Institution eine Rolle, als ihr persönlicher Glaube. Ihre Verbindung zu Gott sei so stark, dass sie aus diesem Vertrauen heraus für die Sorgen, Ängste und Probleme Fremder beten könne. Dafür legt sie ihre Hand auf die Schulter der betreffenden Person, schließt ihre Augen und legt ihre Hand auf ihr Herz. Dann wendet sie sich an Gott und bittet ihn, dass unter anderem die Familie gesund bleibe und, dass Ärger am Arbeitsplatz abnehme. Von ihrem Einsatz sind viele Menschen gerührt, sie sind dankbar für die Zuwendung. Sabine selbst habe erst als Jugendliche ihren starken Bezug zum Glauben aufbauen können. Sie ist Mitglied einer Freikirche. Für ihre Beziehung zu Gott sei sie sehr dankbar, sagt sie. Daher wolle sie auch anderen dazu verhelfen, eine solche Verbindung zu Gott aufzubauen.

Begeisterung auf dem Roncalliplatz

Während die einen beten, rocken die "Könige und Priester" die Bühne. Viele der Besucher können ihre Lieder bereits auswendig mitsingen.  Sie sind fetzig und modern – und drücken aus; wie bereichernd der Glauben im Leben sein kann. Auch das "Vater unser" und das Glaubensbekenntnis werden von den "Königen und Priestern" gerockt. Thomas und Jonathan freut die Begeisterung der Zuschauer ganz besonders. Immer wieder wollen die Fans eine Zugabe hören. Nach zweieinhalb Stunden sind aber auch sie erschöpft, aber glücklich und erfüllt von der Atmosphäre, die sie hinterlassen haben. In Zukunft wollen die beiden ihre BASE-Gottesdienste in neue Städte bringen, im Frühjahr erscheint ihr zweites Album.

Unter donnerndem Applaus und Begeisterungsstürmen verabschieden sie sich von ihrem Publikum. Heute sei "neues Leben entstanden", denn die Zuschauer hätten sich für ein Leben mit der Hoffnung auf eine Zukunft mit Gott entschieden. "Wir lieben euch!", ruft Thomas Enns noch bevor er endgültig die Bühne verlässt. Der Dom liegt von Strahlern hell erleuchtet dahinter.

In diesem unkonventionellen Gottesdienst hat das Licht der Hoffung wohl für viele von ihnen aufgeleuchtet.

 


Quelle:
DR