Viel schlimmer ginge es wohl kaum: Ein mexikanischer Priester, Jose Ataulfo Garcia, sollte Medienberichten zufolge gestanden haben, 30 indigene Mädchen im Alter von 5 bis 10 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Trotz dieses erschütternden Geständnisses soll die Hauptstadt-Erzdiözese Mexiko-Stadt den Priester aus Mangel an Beweisen freigesprochen haben. Ihm sei kirchenrechtlich nichts vorzuwerfen, so war in den mexikanischen Medien zu lesen.
Die Quelle für die Information ist bekannt: Die Internet-Aktivisten von "Anonymous Mexico" hatten sie veröffentlicht. Zuvor hatte bereits das spanische Portal "Religion Digital" über den Fall berichtet. Inzwischen ist der Link dort gelöscht.
Mysteriöser Fall
Träfen die Vorwürfe zu, so wäre das ein handfester Skandal. Und so trat die Geschichte bereits ihren Marsch durch lateinamerikanische Medien an. "So nicht, Franziskus!", titelte das argentinische Nachrichtenportal "Urgente 24". In Honduras zeigte sich die Tageszeitung "La Tribuna" schockiert. Und alle berufen sich auf die gleiche Quelle.
Doch an dem Fall ist einiges mysteriös. Als die Meldung begann, über den Kontinent zu rollen, trat das Erzbistum Antequera-Oaxaca, wo sich die Vorfälle zugetragen haben sollen, dem mit einer Stellungnahme entgegen. Der angeblich geständige Priester sei dort gar nicht bekannt. Erzbischof Jose Luis Chavez Botello: "Den Mann kennen wir nicht. Er ist nicht aus unserer Diözese."
Entsprechend scharf fiel das kirchliche Dementi aus. Der mutmaßliche Priester gehöre auch nicht der Erzdiözese Mexiko-Stadt, wie von "Anonymous" behauptet, und schon gar nicht sei er von irgendwelchen Vorwürfen freigesprochen worden, erklärte das Hauptstadt-Erzbistum. Entsprechende Publikationen seien "unverantwortlich und bösartig".
Kirchenleitung stellt gesamten Fall in Frage
Inzwischen stellt die Kirchenleitung sogar den gesamten Fall in Frage: Die Existenz des Priesters sei "mehr und mehr zweifelhaft". Der ganze Skandal und mit ihm der Priester und die Opfer könnten frei erfunden sein. Mexikanische Kommentatoren spekulieren inzwischen, es gehe womöglich darum, die katholischen Kirche wegen ihres Nein zu einer Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen in Misskredit zu bringen. Wegen dieses Themas kocht derzeit die mexikanische Volksseele hoch; Gegner wie Befürworter der "Homo-Ehe" mobilisieren die Straße.
Erzbischof Chavez vermutet, dass die Angriffe aus den Reihen derer kämen, die die "Stimmen des Friedens zum Schweigen" in der ehemaligen Unruheprovinz Oaxaca bringen wollten. Und Bischof Sigifredo Noriega Barcelo aus Zacatecas stellte im Gespräch mit dem Portal "NTR" noch einmal klar, wie die Kirche sich bei Missbrauchsfällen verhalte: Geistliche, die sich eines sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, müssten sich vor der Justiz verantworten.