Gemischte Bilanz nach zehn Jahren Deutsche Islamkonferenz

​Doch nur eine "Schaufenster-Debatte"?

Ein Jahrzehnt nach Gründung der Deutschen Islamkonferenz als zentrale Dialogplattform zwischen Staat und Islam ziehen Politiker und Experten eine gemischte Bilanz. Trotz messbarer Fortschritte steige die Angst vor dem Islam.

Manuela Schwesig (SPD) und Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) bei der Deutshen Islamkonferenz / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Manuela Schwesig (SPD) und Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) bei der Deutshen Islamkonferenz / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), betonte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur, die Konferenz habe etwa die Einrichtung der Lehrstühle Islamischer Theologie an den Universitäten mit angeschoben.

Es sei auch richtig, die Konferenz nicht mit "Schaufenster-Debatten über Islamismus und Terrorismus zu überlagern", sondern Sachthemen wie etwa die Gründung eines islamischen Wohlfahrtverbandes zu bearbeiten, so Özoguz. Leider belegten Studien, dass sowohl die Angst vor dem Islam wie auch eine Islamophobie gestiegen sei.

Wichtige Themen werden ausgelagert

Nach Ansicht des israelisch-arbabischen Psychologen und Autors Ahmad Mansour hat sich die Islamkonferenz in den vergangenen drei Jahren in die falsche Richtung bewegt. Statt die Vielfalt der Muslime darzustellen, habe sich das Innenministerium entschieden nur mit den konservativen Verbände zu arbeiten, sagte Mansour. Brennende Themen wie Radikalisierung und Islamismus seien ausgelagert worden.

Die langjährige Berliner Integrationsbeauftragte Barbara John (CDU) bewertete die Arbeit der Islamkonferenz dagegen durchweg positiv. Sie bezeichnete die Gründung als einen richtigen Ansatz und eine "revolutionäre Tat". Es sei dringend notwendig gewesen, auf Regierungsebene mit Muslimen zu sprechen. Dieser Prozess sei nicht mehr aufzuhalten. Beide Seiten hätten zuvor "verzerrte Bilder" voneinander gehabt.

Radikalisierung muss in den Gemeinden bekämpft werden

In den vergangenen Jahren hätten die Teilnehmer zwar auch immer wieder über das Thema Sicherheit gesprochen, so John weiter. Tenor sei zuletzt aber gewesen, dass die muslimischen Verbände selbst in ihren Gemeinden am meisten dafür tun könnten, eine Radikalisierung von Gemeindemitgliedern zu verhindern. Wichtig sei es nun, dass die soziale Leistung der Verbände anerkannt würde und möglichst schnell die Voraussetzungen zur Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbandes geschaffen würden.

Die vor zehn Jahren vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) initiierte Deutsche Islamkonferenz dient als zentrale Dialogplattform zwischen Staat und Islam in Deutschland. Sie soll die religions- und gesellschaftspolitische Integration der rund vier Millionen Muslime voranbringen. Ein zentrales Ergebnis der ersten Phase bis 2009 war die Einigung auf einen Wertekonsens als Bekenntnis zur deutschen Rechtsordnung und zu den Werten des Grundgesetzes. Derzeit debattiert die Konferenz etwa über die Gründung einer islamischen Wohlfahrtspflege.


Philologin Aydan Özoguz / © Kay Nietfeld (dpa)
Philologin Aydan Özoguz / © Kay Nietfeld ( dpa )
Quelle:
KNA