Der tschechische Kulturminister Daniel Herman hat den neuen seligen KZ-Märtyrer Pater Engelmar Unzeitig (1911-1945) gewürdigt. Der sudetendeutsche Ordensmann biete mit seinem Zeugnis "grenzenloser Nächstenliebe" eine "zeitlose Inspiration" und sei auch für ihn persönlich in seinem öffentlichen Dienst ein "großes Vorbild", sagte der Christdemokrat am Samstag bei einem Empfang im Würzburger Rathaus unmittelbar vor der Seligsprechungsfeier im Würzburger Dom.
Unzeitig hatte sich in seiner Gemeinde für verfolgte Juden eingesetzt. Nach seiner Denunziation wurde er ins Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er russische Kriegsgefangene vor dem Hungertod rettete, ihre Sprache lernte und sie mit der christlichen Botschaft vertraut machte. Als kurz vor Kriegsende eine Typhusepidemie ausbrach, meldete er sich mit 19 Mitgefangenen freiwillig zur Krankenpflege, bis er am 2. März 1945 selbst an der Seuche starb.
Neues Miteinander zwischen Deutschen und Tschechen
Der aus Mähren stammende Pater repräsentiere "die große ethnische Gruppe der Altösterreicher oder Sudetendeutschen" in Böhmen, fügte der Minister hinzu. Deren weitgehende Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein "großes Unrecht" gewesen. Die Erinnerung an dieses Erbe sei durch die jahrzehntelange kommunistische Herrschaft in seinem Land "kontaminiert" gewesen, sagte Herman. Er hoffe, dass die Seligsprechung ein "wichtiges Stückchen im Mosaik" eines neuen Miteinanders zwischen Deutschen und Tschechen sein werde.
Nach Angaben eines tschechischen Geistlichen nahmen rund 200 Tschechen aus der Heimatregion Unzeitigs und seiner Wirkungsorte im Böhmerwald an der Seligsprechungsfeier teil, darunter der Bischof von Budweis (Ceske Budejovice), Vlastimil Krocil, außerdem der tschechische Generalkonsul in München, Milan Coupek.
Ausstellung in Würzburg
Im Würzburger Rathaus ist anlässlich der Seligsprechung derzeit erstmals eine Ausstellung mit zehn Lebensbildern sudetendeutscher Christen zu sehen, die den Nationalsozialisten Widerstand leisteten und dafür im Konzentrationslager starben oder hingerichtet wurden.
Einer dieser "Zeugen für Menschlichkeit" ist Pater Unzeitig. Die Schau wurde von deutschen und tschechischen Katholiken gemeinsam erarbeitet. Ihre tschechische Version wird ab Februar in Prag gezeigt. Schirmherren sind der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka und der Prager Kardinal Dominik Duka.