Hier seien alle Parteien gefordert, "besonders die ein C im Namen führen", betonte der Erzbischof am Dienstagabend vor Journalisten. Auf die Frage, ob es noch gerechtfertigt sei, dass die CSU diesen Buchstaben benutze, sagte Schick: "Das C ist natürlich noch gerechtfertigt - als Zielvorgabe."
In der Gesellschaft gebe es weiter eine große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge. Dieses Potenzial an Solidarität dürfe nicht durch "unkluge, falsche Rede untergraben werden", sagte der Erzbischof mit Blick auf jüngste Aussagen von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zu ministrierenden und Fußball spielenden Flüchtlingen aus dem Senegal.
Ziel rechtfertige nicht die Mittel
Zudem warnte Schick davor, die CSU könne beim Versuch, die AfD mit entsprechend radikalen Forderungen klein zu halten, über das Ziel hinausschießen. "Das Ziel rechtfertigt nicht die Mittel."
Aufgabe der Kirche sei es in der momentanen Debatte, immer wieder zu Achtsamkeit zu mahnen, gerade in der Sprache. Auch bei Grenzüberschreitungen könne es für sie nicht darum gehen, "jemanden zu verteufeln, in die Pfanne zu hauen". Als Bischof habe er sehr bewusst einen Eid auf die bayerische Verfassung und auf das Grundgesetz abgelegt. Ihm sei es daher wichtig, dass "die Verfassung so eingehalten wird, wie es da steht". Dabei gehe es um Menschenwürde, die Menschenrechte und letztlich auch die Flüchtlinge.
Jedem, der in Not ist, müsse geholfen werden. Dies dürfe aber keine "Einbahnstraße" sein, so Schick. Nötig seien auch schnellere Asylverfahren, die derzeitigen Bearbeitungszeiten seien "völlig inakzeptabel". Abgelehnte Asylbewerber müssten schneller abgeschoben werden, jedoch in einer Weise, die "menschenwürdig" sei. Entscheidend für eine gelingende Integration in Deutschland sei eine gute Bildung.
Fluchtursachen bekämpfen
Wichtig sei auch, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Deshalb wolle sich die Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender Schick ist, verstärkt mit Fragen des Klimawandels und der Umweltzerstörung auseinandersetzen. Denn gerade aus Mittel- und Südafrika drohten aufgrund der Umweltzerstörung weitere Flüchtlingswellen.
Kritik auch von der CDU
Kritik an der momentanen Ausrichtung der Schwesterpartei CSU äußerte auch der CDU-Politiker Ruprecht Polenz. In der Flüchtlingspolitik bedeute das "C" im Parteinamen eine besondere Verpflichtung, sagte der frühere Bundestagsabgeordnete im Interview der Bistumszeitung "Kirche + Leben" aus Münster. Dem kämen die CSU-Spitzenfunktionäre der Partei - Horst Seehofer, Markus Söder und Andreas Scheuer - in ihrer Rhetorik oft nicht nach. Im Gegenteil rückten sie mit ihren Formulierungen die Partei "in die Nähe der AfD".
Polenz bekundete Verständnis für die Kritik der Kirchen an der Partei sowie an der umstrittenen Äußerung von CSU-Generalsekretär Scheuer. Zwischen den Kirchen und der CSU sei ein Gespräch überfällig. Scheuer hatte gesagt: "Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist - weil den wirst Du nie wieder abschieben."
Mit Blick auf die Union sagte der Politiker, dass es deutliche Unterschiede zwischen CDU und CSU gebe. "Ich habe den Eindruck, dass die CDU insbesondere durch die Flüchtlingspolitik von Merkel, die ja auch von der Partei breit getragen wird, hier eher im Einklang mit den kirchlichen Auffassungen ist." An diesem Donnerstag findet in Frankfurt der zweite katholische Flüchtlingsgipfel statt.