Aachens künftiger Bischof Dieser besucht sein neues Bistum

"Konservativ ist für mich kein Schimpfwort"

Die Gebete um einen guten Bischof wurden laut Aachens Weihbischof Karl Borsch erhört. Am Mittwoch nahm Helmut Dieser seinen neuen Arbeitsplatz in Augenschein. Und gab dabei eine Kostprobe seines bischöflichen Programms.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Helmut Dieser, ernannter Bischof von Aachen, beim ersten Besuch in seinem künftigen Bistum  / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Helmut Dieser, ernannter Bischof von Aachen, beim ersten Besuch in seinem künftigen Bistum / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Nein, auf die Kathedra, seinen künftigen Bischofsstuhl im Aachener Dom, wollte sich Helmut Dieser nicht setzen. Doch in nicht einmal 50 Tagen, am 12. November, wird der 54-Jährige offiziell in sein neues Amt als Bischof von Aachen eingeführt und dann auch auf dem eher schlichten Sitz aus den 1970er Jahren Platz nehmen. Am Mittwoch stattete Dieser, seit 2011 Weihbischof im Bistum Trier, seiner künftigen Diözese einen Antrittsbesuch ab. Papst Franziskus hatte ihn am Freitag ernannt. Bei der Visite führte ihn Dompropst Manfred von Holtum durch die über 1.200 Jahre alte Kathedrale.

"Als Messdiener habe ich schon einmal eine Domführung mitgemacht", sagte Dieser schmunzelnd. "Aber das ist natürlich viele Jahre her. Umso mehr genieße ich das jetzt." Löwenportal, Karlsschrein, Klaisorgel, Ottonengrab, Barbarossaleuchter, Marienschrein - mit Liebe zum Detail und mancher Anekdote führte von Holtum den aus dem rheinland-pfälzischen Neuwied stammenden Dieser durch das Weltkulturerbe. Dabei erfuhr der promovierte Geistliche nebenbei ein paar wichtige Termine rund um den Dom: der 40. Jahrestag der Verleihung des Weltkulturerbestatus in zwei Jahren und natürlich die nächste Aachener Heiligtumsfahrt 2021. Nach diesen Ankündigungen blitzten Diesers Augen heiter durch die Brillengläser - wie so oft an diesem Tag.

Zuhören und kennenlernen

Gute Laune und ein Vertrauensvorschuss seien ihm auch von den Aachenern entgegengebracht worden, hatte der Geistliche zuvor vor Journalisten erklärt. "Das macht mich tief dankbar." An der Spitze eines Bistums zu stehen, müsse er erst noch lernen. Dazu wolle er viel zuhören und kennenlernen. Genau wie in Trier, wo vor wenigen Monaten die vielbeachtete Bistumssynode zu Ende ging, wolle er auch in Aachen "das Synodale" pflegen - also die gemeinsamen Beratungen von Klerikern und Laien.

"Konservativ ist für mich kein Schimpfwort", stellte er klar. Die Kirche müsse aus dem 2.000-jährigen Erbe und dem Glauben an den auferstandenen Christus schöpfen. Doch sei Tradition "keine starre Sache". Es gelte herauszuarbeiten, was der Glaube unter heutigen Vorzeichen bedeute. Zudem sei ihm "das Menschenfreundliche" wichtig. "In dem Sinne bin ich konservativ, aber offen dafür, wie es heute gesagt werden kann und muss." Dazu passten auch seine rheinische Mentalität und der Karneval, der mit seiner Fröhlichkeit Nähe zwischen den Menschen bringen könne. "Ich bin nicht der, der einen ganzen Saal unterhalten kann, bin kein Sitzungspräsident, aber ich bin gerne dabei", so Dieser.

"Raus aus der Aufgabenfalle"

Die Kirche müsse rauskommen aus einer "Aufgabenfalle, in der wir dauernd irgendwelche Pöstchen Menschen anhängen wollen", sagte der Weihbischof. Das gelinge bei den heutigen Kirchenmitgliedern nicht ohne weiteres, erst recht nicht bei den jüngeren, die er aber gerne erreichen wolle. Besonders wichtig ist dem künftigen Aachener Bischof die Ökumene.

Aus seiner Erfahrung in Trier wisse er: "Wenn wir den heutigen Menschen das Evangelium zeigen wollen, kann das nicht gelingen, wenn wir an einer Stelle auf einmal sagen, hier trennen sich die Wege, hier sind wir nicht einig." Das sei unglaubwürdig. Daher müssten sich die Kirchen weiter über konkrete Ziele in der Ökumene austauschen. Mit Blick auf die schrumpfende Zahl von Priestern sprach er sich für "Pastorale Räume" aus - was von allen eine größere Beweglichkeit abverlange.

Diesers Wunsch: Umzug vor Weihnachten

Zunächst stehen jedoch für Dieser Einführung und Umzug bevor. "Ich hoffe und wünsche mir, dass der Weihnachtsbaum dieses Jahr in Aachen steht." Am Bischofshaus würden derzeit dringende Arbeiten etwa an Heizung und Elektrik vorgenommen. Den Rat einer Journalistin "Vorsicht vor Extrawünschen" bestätigte er lachend. "Da bin ich sehr dankbar, dass ich hier nicht in so eine Konfliktsituation hineinziehen muss", sagte Dieser und spielte damit auf den neuen Limburger Bischof Georg Bätzing an, der nicht im umstrittenen Bischofshaus am Domberg wohnt. Solche Fußangeln muss der Neue in Aachen wohl nicht fürchten.


Quelle:
KNA