Die Reihen lichten sich an der Führungsspitze des Bistums Trier. Dass nur knapp drei Monate nach der Ernennung des früheren Generalvikars Georg Bätzing zum Limburger Bischof nun mit Helmut Dieser erneut ein Trierer von Papst Franziskus an die Spitze eines Bistums berufen werden würde, damit haben wohl nur wenige gerechnet.
Mit Bätzing, Dieser und Münsters Bischof Felix Genn stammt nun bereits der dritte Bischof eines deutschen Bistums aus der Diözese, hinzu kommt das "Eigengewächs" Stephan Ackermann. Damit hat sich Trier nun nach Köln, Münster und Paderborn ebenfalls zu einem bischöflichen "Talentschuppen" entwickelt.
Unaufgeregte Art
Dabei wurde der Name des 54-Jährigen, seit rund fünf Jahren Weihbischof an der Mosel, bereits bei den Spekulationen um die Nachfolge Tebartz-van Elsts recht häufig genannt. Der Grund: Seine unaufgeregte Art, sein Selbstverständnis als Seelsorger und nicht als Kirchenfürst. "Mein Wunsch war es immer, Pastor zu sein", sagte er vor seiner Ernennung zum Weihbischof. Bei seiner Priesterweihe habe er noch nicht daran gedacht, einmal Bischof zu werden.
In sein Amt als Helfer Stephan Ackermanns hat sich Dieser jedoch eingelebt. Er ist für den Visitationsbezirk Trier des flächenmäßig großen Bistums zuständig und ist Mitglied in der Glaubens- und in der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seinen Aufgaben geht der Geistliche nach, ohne das Licht der Scheinwerfer zu suchen.
Der neue Aachener Bischof wurde am 15. Mai 1962 im rheinland-pfälzischen Neuwied am Rhein geboren. Nach dem Abitur begann er 1981 ein Studium der katholischen Theologie in Trier und Tübingen. Vom damaligen Trierer Bischof Hermann Josef Spital wurde er
1989 zum Priester geweiht und ging als Kaplan nach Bad Neuenahr-Ahrweiler. 1992 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Moselstadt, später auch Lehrbeauftragter für Predigtlehre an einem Institut des Trierer Priesterseminars.
1998 promovierte er mit einer Arbeit zur Theologie des Schweizers Hans Urs von Balthasar, einem der Vorbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils, an dem sich auch Bätzing, Genn und Ackermann geistlich orientieren. Titel: "Der gottähnliche Mensch und die Gottlosigkeit der Sünde." Sechs Jahre später wurde er Pfarrer von Adenau am Nürburgring. Vor fünf Jahren, im Februar 2011, ernannte ihn der damalige Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof im Bistum Trier.
"Mann der diskreten Seelsorge"
Sich selbst charakterisierte Dieser vor seiner Weihe am 5. Juni 2011 in der Bistumszeitung "Paulinus" so: "Ich selber bin zunächst einmal ein Mensch, der sehr viel über Gedankenarbeit klärt und verstandesmäßig an die Dinge herangeht." Entsprechend suchte sich Dieser, den Wegbegleiter als "Mann der diskreten Seelsorge" charakterisieren, als Wahlspruch einen Satz des Apostels Paulus aus dem Philipperbrief aus: "Pax Dei omnem sensum exsuperat - Der Friede Gottes übersteigt alles Verstehen."
Denn er habe es im Glauben erlebt, "dass es eine Erfahrung von Gottes Nähe, von Gottes Zusage in Jesus gibt, die das alles toppt, die alles Grübeln, Fragen und Nachdenken durchbricht und einen Frieden einkehren lässt, der ein Wunder ist". Seit zwei Jahren steht Dieser der Ökumene-Kommission im Bistum Trier vor. Die ökumenische Ausrichtung ist ihm ebenso wie seinen Aachener Vorgängern Mussinghoff und Hemmerle ein Herzensanliegen.
Nachfolger von Heinrich Mussinghoff
Heinrich Mussinghoff prägte in Aachen eine Ära, er wirkte dort von 1994 bis 2015 rund 20 Jahre - genau wie seine Vorgänger Johannes Pohlschneider (1954-1974) und Klaus Hemmerle (1975-1994). Helmut Dieser ist nun 54, auch er könnte, falls er bis zur Altersgrenze in Aachen bleibt, deutliche Spuren in der 1930 gegründeten Diözese hinterlassen.
Die ist zwar deutlich jünger als das schon im vierten Jahrhundert entstandene Bistum Trier. Doch dem künftigen Aachener Bischof Dieser dürfte die neue Heimat schnell vertraut vorkommen. Schließlich sind sowohl Trier als auch Aachen Römerstädte, deren christliche Wurzeln in die Antike zurückreichen.