Papst beendet Spontanbesuch im Erdbebengebiet

"Ich musste kommen"

Papst Franziskus hat seinen unangekündigten Besuch in der italienischen Erdbebenregion am Dienstag mit einer Visite in San Pellegrino bei Norcia beendet. Entgegen Medienspekulationen hat er auf dem Rückweg nicht Halt in Assisi gemacht.

Papst Franziskus in San Pellegrino di Norcia  / © Osservatore Romano (dpa)
Papst Franziskus in San Pellegrino di Norcia / © Osservatore Romano ( dpa )

Nach einem Gruß an die Bevölkerung und einem gemeinsamen Gebet sei Papst Franziskus wieder nach Rom aufgebrochen, teilte das vatikanische Presseamt am Dienstagnachmittag mit.

Kein Zwischenstopp in Assisi

Unterdessen hatten sich in dem knapp 90 Kilometer entfernten Assisi zahlreiche Menschen in der Hoffnung auf einen weiteren Abstecher des Papstes eingefunden. Lokale Medien spekulierten über einen Besuch, nachdem über den Tag immer neue Stationen der spontanen Rundtour bekanntwurden.

Assisi erlitt bei dem Beben am 24. August keine Schäden, beging aber am Dienstag das Fest des heiligen Armutsapostels und Ordensgründers Franz von Assisi (1181/82-1226), dem Namenspatron des Papstes. Seit dem Mittag versammelten sich Neugierige und Medienschaffende auf dem Platz vor der Basilika San Francesco.

Eine Visite des Kirchenoberhaupts wäre sein dritter Aufenthalt in der umbrischen Kleinstadt binnen weniger Wochen gewesen: Am 4. August kam er in die Basilika Santa Maria degli Angeli, am 20. September nahm er an einem Friedenstreffen der Weltreligionen teil.

Überraschungsbesuch in Amatrice

Am Dienstagmorgen reiste Franziskus unangekündigt in die mittelitalienische Ortschaft Amatrice, die zum Symbol des Bebens vom 24. August wurde. Dort sprach er in Begleitung von Rietis Bischof Domenico Pompili mit Kindern in der Behelfsschule des Dorfes. Er habe den Menschen zeigen wollen, dass er den Menschen nahe sei, sagte er anschließend. "Vom ersten Moment an habe ich gespürt, dass ich kommen muss", so Franziskus.

Hoffnung schenken

"Nähe und Gebet" seien seine Weise, um den Betroffenen Hoffnung zu geben. Am Sonntag hatte der Papst auf dem Rückflug von Aserbaidschan nach Rom vor mitreisenden Journalisten gesagt, er wolle "privat, allein, als Priester, als Bischof, als Papst" nach Amatrice reisen. "Ich möchte nahe bei den Menschen sein", ergänzte er.

Der Vatikan und die Behörden hatten den Besuch bis zuletzt streng geheim gehalten. Gerüchte vom Vortag verdichteten sich, als am Dienstagmorgen Bischof Pompili einen Besuch in der Schule von Amatrice unternahm. Das Behelfsgebäude war rechtzeitig zum Beginn des Schuljahrs im September fertiggestellt worden. Es werden dort 250 Kinder unterrichtet.

Zeichen der Solidarität

Franziskus hatte beim Angelus-Gebet am 28. September auf dem Petersplatz gesagt, er wolle "so bald wie möglich" ins Erdbebengebiet kommen, um den Betroffenen persönlich "den Trost des Glaubens, die Umarmung des Vaters und Bruders und die Hilfe der christlichen Hoffnung" zu bringen. Ein konkretes Datum nannte er nicht.

Zugleich bekräftigte Franziskus seine Nähe zu den Bewohnern der Regionen Latium, Marken und Umbrien, die am Mittwoch von einem Beben heimgesucht wurden. "Die Kirche teilt ihr Leiden und ihre Sorgen; wir beten für die Verstorbenen und die Hinterbliebenen", sagte er. Der Einsatz von Behörden, Rettungskräften und Freiwilligen zeige, wie wichtig Solidarität bei solchen Schicksalsschlägen sei, so der Papst.

Die Zahl der geborgenen Todesopfer in Mittelitalien bezifferte der italienische Katastrophenschutz am Sonntag mit 290. Die Aufräumarbeiten dauern an. Allein in dem Ort Amatrice starben nach dem aktuellen Stand 229 Menschen. Derzeit leben dort noch 248 Menschen in Zeltunterkünften.

Besuch in weiteren Erdbebenorten

Nach seinem Blitzbesuch im Erdbeben-Ort Amatrice ist Papst Franziskus am Dienstagvormittag nach Accumoli und Arquata del Tronto weitergereist. Das geht aus einem Bericht von Radio Vatikan hervor. In einem Dorf der Provinz Rieti hat Papst Franziskus dabei ein Pflegeheim besucht.

Am Dienstagvormittag erschien er in der Einrichtung San Raffaele im Dorf Borbona, wo viele Senioren untergebracht sind, die durch das Erdbeben Ende August ihr Zuhause verloren hatten. Laut einer Mitteilung des Vatikan begrüßte Franziskus 60 Patienten einzeln und sprach lange mit ihnen. Anschließend aß er mit ihnen zu Mittag.

Am Dienstagnachmittag hat Papst Franziskus zudem den Erdbeben-Ort Accumoli besucht. Ein vom Vatikansprecher getwittertes Bild zeigt den Papst vor der zerstörten Kirche San Francesco. Deren Turm war bei dem Erdbeben vom 24. August auf ein benachbartes Wohnhaus gestürzt und hatte ein Ehepaar sowie zwei Kinder im Alter von sieben und acht Jahren erschlagen. Der Tod der Familie wurde zur bekanntesten Einzeltragödie des Unglücks in Mittelitalien.


Papst Franziskus vor den Trümmern / © Osservatore Romano / Handout (dpa)
Papst Franziskus vor den Trümmern / © Osservatore Romano / Handout ( dpa )

Papst Franziskus im Gespräch mit Feuerwehrmännern / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus im Gespräch mit Feuerwehrmännern / © Osservatore Romano ( KNA )

Papst besucht Amatrice / © Alessandro Di Meo (dpa)
Papst besucht Amatrice / © Alessandro Di Meo ( dpa )

Papst Franziskus im Gespräch in Amatrice / © Alessandro Di Meo (dpa)
Papst Franziskus im Gespräch in Amatrice / © Alessandro Di Meo ( dpa )

Papst Franziskus besucht Altenheim / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus besucht Altenheim / © Osservatore Romano ( KNA )
Quelle:
KNA