Die stilisierte Silhouette von Wittenberg mit reformatorischem Thesenanschlag an der Schlosskirche. Daneben - getrennt durch die Alpen - die Umrisse des Petersdoms. Das Logo einer ökumenischen, bundesweiten Pilgerfahrt unter dem Motto "Mit Luther zum Papst" setzt zwei Dinge nebeneinander und gleichzeitig voneinander ab, die auf den ersten Blick nicht zueinander passen wollen: den Papst und die Reformation.
Mit ihrem Projekt haben sich die Kirchen in Sachsen-Anhalt vorgenommen, beide Aspekte zueinander zu bringen - und zu zeigen, dass es neben Trennendem auch viele Gemeinsamkeiten gibt. Schirmherrin der am Sonntag beginnenden Fahrt ist die deutsche Vatikan-Botschafterin Annette Schavan.
"Es ist ein Projekt, das nicht ausgrenzen, sondern einschließen soll", erläutert der Jugendseelsorger des Bistums Magdeburg, Christoph Tekaath, die Idee der ungewöhnlichen Pilgerfahrt nach Rom. Deshalb hätten die Veranstalter darauf verzichtet, die Konfessionen der Teilnehmer abzufragen: "Wir wollen diese Kategorien nicht auflösen, aber auch nichts daran festmachen. Und wir sind offen für Nichtchristen."
Besondere Verantwortung von Christen in Europa
Im Vordergrund stehe das ökumenische Anliegen, "dass Christen in Europa und der Welt eine besondere Verantwortung haben", so Tekaath, der von katholischer Seite für das Projekt verantwortlich ist. Der Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Peter Herrfurth, erklärt, bei der Fahrt handele es sich um das "größte ökumenische Projekt" im Rahmen des Gedenkens an 500 Jahre Reformation, das 2017 seinen Höhepunkt hat.
Rund 1.000 Pilger haben sich für die Fahrt angemeldet, die bis zum 16. Oktober dauert. Laut Tekaath sind etwa die Hälfte davon unter 30 Jahren. Ein Schwerpunkt ist Mitteldeutschland, das Land der Reformation und außerdem Sitz der Veranstalter, zu denen auch die evangelische Landeskirche Anhalts gehört. Aber es kommen auch Pilger aus Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen. Sie reisen von verschiedenen Startpunkten zunächst ins bayerische Königsdorf. Von dort geht es in einer nächtlichen Busfahrt nach Rom auf einen Campingplatz, wo in Bungalows übernachtet wird.
Ökumenische Begegnung
Auch die einladenden Kirchenleitungen, der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige, die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann und Anhalts Kirchenpräsident Joachim Liebig nehmen teil. Sie eröffnen den Aufenthalt in Rom mit einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst. Geplant ist zudem eine Begegnung der Pilger mit Papst Franziskus. Dabei wollen sie dem Kirchenoberhaupt Thesen und Wünsche zur Ökumene überreichen, die sie zuvor formuliert haben. "Wir verstehen dieses Thesenbuch als einen Beitrag zum ökumenischen Dialog", so Tekaath. Grundlage dafür sei die "Charta oecumenica", die Leitlinien für die Zusammenarbeit der Kirchen in Europa aufstellt.
Außerdem steht ein Gottesdienst mit dem für Ökumene zuständigen Kurienkardinal Kurt Koch auf dem Programm, nicht zuletzt auch ein Besuch von sozialen Projekten sowie historischen Sehenswürdigkeiten. Ein ökumenischer Pilgerweg durch Rom soll den evangelischen Blickwinkel auf die katholisch geprägte Stadt berücksichtigen: Er macht an der Christuskirche der deutschen evangelischen Gemeinde halt und führt an der reformatorischen Waldenserkirche vorbei zu Roms Lutherplatz.