Jordanischer König mit westfälischem Friedenspreis geehrt

"Für Verständigung, Frieden und Toleranz"

Der jordanische König Abdullah II. und die "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" sind am Samstag in Münster mit dem Internationalen Preis des Westfälischen Friedens geehrt worden.

Bundespräsident Gauck mit König Abdullah II. / © Ina Fassbender (dpa)
Bundespräsident Gauck mit König Abdullah II. / © Ina Fassbender ( dpa )

König Abdullah wurde wegen seines Einsatzes für Frieden im Nahen Osten und für Flüchtlinge in der Region mit dem westfälischen Friedenspreis gewürdigt, die "Aktion Friedensdienste" für ihr internationales Freiwilligenprogramm.

Der Westfälische Friedenspreis solle Menschen ermutigen, sich trotz aller Widrigkeiten für Frieden in der Welt einzusetzen, sagte Bundespräsident Joachim Gauck vor der Festversammlung und und nannte namentlich den Bürgerkrieg in Syrien. Er würdigte Abullah als Staatsmann, der seinem Land mit großem Geschick den Frieden erhalte und seine Autorität vielfach genutzt habe, um zu vermitteln. So habe er sich auch in schwierigen Zeiten für das Existenzrecht Israels und eine Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern eingesetzt.

Für Humanität und Menschlichkeit

Angesichts des Flüchtlingselends in der Region hätten der jordanische König und seine Landsleute Maßstäbe für Humanität und Mitmenschlichkeit gesetzt, sagte Gauck in seiner Laudatio. Von den fast fünf Millionen syrischen Flüchtlingen lebten 656.000 allein in Jordanien. Das Land habe sich in beispielhafter Weise großzügig gezeigt und sei "in dieser und in früheren Krisen bis an die Grenze seiner Kapazitäten gegangen, um zu helfen". Um diese Aufgabe zu bewältigen, brauche Jordanien aber auch selbst Hilfe, mahnte der Bundespräsident.

Gauck hob in seiner Rede auch den Einsatz des jordanischen Königs gegen Terror und radikalen Islamismus hervor. "Immer wieder nehmen Sie persönlich und öffentlich Stellung gegen Gewalt und Radikalisierung", sagte er. Christen und Muslime lebten in Jordanien Seite an Seite, auch weil Abdullah ein friedliches Zusammenleben als Gebot des Islam betrachte. Sein Wort habe Gewicht und er finde Gehör bei Muslimen in aller Welt. Die Weltgemeinschaft habe dem jordanischen König und seinem Land viel zu verdanken.

Vorbild im Bildungssektor

Helmut Pathe von der Kölner Kirchenzeitung lobte gegenüber domradio.de auch den Einsatz von König Abdullah II. und seiner Frau Rania im Bereich der Bildung: "Bildung ist ein wichtiger Grundpfeiler für ein Volk. In Jordanien gibt es inzwischen kaum nach Analphabeten und es wird die Schulpflicht eingehalten. Das ist für mich einer der Faktoren, warum Jordanien ein so stabiles und friedliches Land ist."

Die wahre Natur des Islam oft nicht bekannt

In seiner Antwortrede würdigte Abdullah den großen Beitrag Deutschlands zu Frieden und Toleranz im Hinblick auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. "Ich bewundere die Vision und den Mut von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Kampf gegen das terroristische Übel und das menschliche Leid, das es verursacht hat, zutiefst", so der Monarch. Der Westfälische Frieden von 1648 sei nicht perfekt gewesen, aber er habe ein Versprechen dargestellt. Das kollektive Interesse aller Menschen heute sei in der Goldenen Regel ausgedrückt, wie sie in allen monotheistischen Weltreligionen vorkomme.

Abdullah bedauerte, dass es unter westlichen Meinungsführern oft eine gefährliche Wissenslücke über die wahre Natur des Islam gebe. Der König rief zum gemeinsamen Friedensaufbau auf, um regionale Krisen zu beenden. "Nichts dient den Interessen der globalen Terrorgruppen mehr als unsere Furcht und unsere Missverständnisse", mahnte Abdullah. Die IS-Terroristen seien Außenseiter des Islam und weniger als ein Tropfen im Ozean der guten Muslime.

Einsatz gegen Rassismus

Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) erhielt den Friedenspreis für ihr Engagement gegen Rassismus und Intoleranz. Die 1958 von engagierten Protestanten aus dem Umfeld der Bekennenden Kirche gegründete Organisation sei ein Wegbereiter und verlässlicher Begleiter der modernen, verantwortungsbereiten Zivilgesellschaft, sagte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann. Er absolvierte als Student selbst einen ASF-Friedensdienst.

Mehr als 10.000 Freiwillige hätten in knapp sechs Jahrzehnten internationale Versöhnungsdienste geleistet, sagte Oppermann. ASF habe sich im Nachkriegsdeutschland gegen das Vergessen der NS-Verbrechen gestemmt und sei bis heute ein wichtiger Teil der deutschen Friedensbewegung. Die jungen ASF-Freiwilligen unterstützen unter anderem Überlebende des Holocaust, arbeiten in Gedenkstätten mit oder betreuen Kinder sowie behinderte oder sozial benachteiligte Menschen.

Die Mission der jungen Leute für eine bessere und friedlichere Welt sei bis heute aktuell, sagte Oppermann: "Wir sehen fassungslos den Bombenkrieg in Syrien, sterbende Kinder in Aleppo, Millionen Menschen auf der Flucht." Westliche Demokratien müssten sich verstärkt zur Wehr setzen gegen Rechtspopulismus, Rassismus, Islamophobie und Antisemitismus. Allerdings sei die Zivilgesellschaft heute stark, auch dank der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.

 

Quelle:
DR , epd