Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben die Spitzen der deutschen Protestanten und Katholiken eine Pilgerreise durch das Heilige Land beendet. Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, sagte, beide Kirchen wollten den gemeinsamen Weg weiterführen. Die einwöchige Reise sollte auf das bevorstehende 500-jährige Reformationsjubiläum vorbereiten.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagte in seiner Predigt, die Reise habe ihm vor dem Jubiläumsjahr 2017 Hoffnung gemacht: "Der ökumenische Weg ist für uns alle eine Berufung." Zuvor hatte Bedford-Strohm erklärt, die Vertreter beider Konfessionen hätten schmerzhaft die Trennung bei Eucharistie und Abendmahl gespürt.
See Genezareth, Jerusalem und Bethlehem
Je neun Vertreter von DBK und EKD hatten seit dem 16. Oktober Orte des Wirkens und Lehrens Jesu besucht und zahlreiche Gespräche mit Vertretern aus Religion und Politik geführt. Die ökumenische Reise begann mit dem Besuch der heiligen Stätten in Galiläa und am See Genezareth, darunter Tabgha, Kapernaum und dem Berg der Seligpreisungen.
Der anschließende Weg nach Jerusalem führte die Delegation an Pilgerorte in den Palästinensischen Autonomiegebieten. In Bethlehem besuchten die ranghohen Pilger die Geburtskirche sowie die evangelisch-lutherische Weihnachtskirche. In Jerusalem standen unter anderem der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee sowie ein Besuch der Klagemauer auf dem Programm. An der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem legten die 18 Delegationsteilnehmer gemeinsam einen Kranz nieder.
Gemeinsame Gottesdienste, Bibelgespräche sowie Wanderungen
Der bewusst geistliche Charakter der Pilgerfahrt wurde unterstrichen durch zahlreiche gemeinsame Gottesdienste, Bibelgespräche sowie Wanderungen durch die biblischen Landschaften. Daneben traf die Delegation zu Gesprächen mit Patriarchen und ranghohen Vertretern der verschiedenen christlichen Konfessionen, Vertretern der islamischen Wakf-Behörde und jüdischen Vertretern zusammen. Ein Teil der Delegation hatte zudem am Mittwoch den israelischen Präsidenten Reuven Rivlin in seiner Jerusalemer Residenz getroffen.
Marx und der Landesbischof duzen sich
Die gemeinsame Rückkehr zu den Ursprungsorten des christlichen Glaubens habe die Delegation noch näher zusammenrücken lassen und in der Überzeugung bestärkt, das Reformationsjahr 2017 gemeinsam zu begehen, betonten Landesbischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx während der Reise. Anlass der 2013 von Erzbischof Robert Zollitsch angeregten ersten gemeinsamen Pilgerfahrt ins Heilige Land war das bevorstehende Reformationsgedenken, zu deren Abschluss der Kardinal dem Landesbischof erfolgreich das Du anbot.
Der Abschlussgottesdienst fand in der katholischen Dormitio-Abtei statt. In deren Nähe sollen sich der Überlieferung nach das letzte Abendmahl und die Pfingstgeschichte ereignet haben.