Ehrenamtliche helfen Flüchtlingen - Verbände unterstützen sie

"Die Euphorie des geschmierten Brötchens ist vorbei"

Junge Deutsche, die sich mit Flüchtlingen treffen, zusammen kochen oder ins Kino gehen. Andere, die Asylbewerber bei Behördengängen begleiten. Damit die Hilfe wirklich ankommt, koordinieren Verbände die Ehrenamts-Arbeit.

Autor/in:
Birgit Wilke
Flüchtlingshelfer in Dortmund / © Maja Hitij (dpa)
Flüchtlingshelfer in Dortmund / © Maja Hitij ( dpa )

Verschiedene Male schon hat die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), den Einsatz der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer gewürdigt. Einige hat sie sogar in das Bundeskanzleramt eingeladen und sie ausgezeichnet. Stets hat sie dabei betont, dass es wichtig sei, die Helfer zu koordinieren und zu begleiten. Diese Ehrenamtskoordination, die vor allem Wohlfahrtsverbände und der Malteser Hilfsdienst übernommen haben, unterstützt Özoguz auch finanziell. Am Dienstag hat sie sich in der Werkstatt der Kulturen im Berliner Bezirk Neukölln bei einer Konferenz umgehört, wie diese Hilfe bislang ankam. 

Getroffen hat sie dabei unter anderem Judith Wiedenhöft. Sie ist Projektkoordinatorin der "Kulturbuddys", ein Berliner Projekt, das von der "young caritas" angestoßen wurde. Ein- oder zweimal im Monat treffen sich dazu Jugendliche mit Flüchtlingen. Sie kochen zusammen oder gehen ins Theater und Kino. Entschieden wird gemeinsam, als Koordinatorin begleitet Wiedenhöft die Treffen und gibt hin und wieder Anstöße. "Wir geben nicht viel vor", so meint sie. Das Projekt laufe gut. Sie freue sich natürlich, wenn auch Freundschaften entstünden.

Begleitung bei Behördengängen

Wie wichtig ihre Aufgabe als Koordinatorin sein kann, erzählt Natalia Loinaz vom muslimischen Verein Inssan. Sie betreut das Projekt "Wegweiser", bei dem Freiwillige jeweils einem Flüchtling zur Seite stehen und ihn etwa bei Behördengängen begleiten. Am Sonntag habe sie einen Anruf eines Helfers bekommen. Der Flüchtling, ein junger Afghane, sei offenbar durch Ereignisse in seiner Heimat und durch seine Flucht traumatisiert. Er habe davon erzählt und sei dann für einige Zeit völlig apathisch gewesen. Schnell fühlte sich der Helfer überfordert. In Fällen wie diesen springt Loinaz ein und vermittelt professionelle Hilfe, so erzählt sie.

Özoguz ist beeindruckt von der Arbeit. Nach ihren Angaben stehen ihrem Büro in diesem Jahr rund 24 Millionen Euro zur Unterstützung von Flüchtlingsprojekten zur Verfügung. Insgesamt hätten die Projekte rund 50.000 Flüchtlinge bundesweit erreicht. Viele Projektmittel laufen in diesem Jahr aus. Sie sei aber optimistisch, dass die Förderung auch im nächsten Jahr weitergehe. Die Mittel müssten aber noch bewilligt werden.

Die Koordinatoren leisteten einen wichtigen Beitrag, so die Hamburgerin weiter. Die tatkräftige Hilfe von so vielen sei ein wichtiges Zeichen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft - "gerade auch wenn einige alles pauschal schlecht reden wollen", sagte Özoguz. Was als Nothilfe und spontane Unterstützung begonnen habe, habe sich inzwischen zu einer professionellen Struktur entwickelt.

Hauptamtliche müssen Ehrenamtliche unterstützen

Plastischer drückt es der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Rolf Rosenbrock, aus. "Die Euphorie der geschmierten Brötchen ist vorbei", meint er mit einem Lächeln. Aber die ehrenamtlichen Helfer könnten dazu beitragen, dass die Flüchtlinge in Deutschland schneller ankämen, sich hier schneller einlebten - wenn sie ausreichend von Hauptamtlichen unterstützt würden. Diese würden dabei stets bei den Projekten miteinbezogen.

Schließlich seien hier Menschen angekommen, "keine passive Verwaltungsmasse". Die Verbände der BAGFW, zu denen unter anderem Caritas, Diakonie und Deutsches Rotes Kreuz gehören, unterstützten danach mit rund 330 Einzelprojekten an 260 Standorten rund 150 Ehrenamtskoordinatoren.

"Damit die Hilfe der Ehrenamtlichen nicht zu einem Strohfeuer wird, sondern möglichst lange anhält, so Rosenbrock. Auch der Malteser Hilfsdienst engagiert sich bei der Unterstützung der Ehrenamtlichen. Die über 70 Ehrenamtskoordinatoren stehen danach jeweils rund 50 Ehrenamtliche zur Seite.


Philologin Aydan Özoguz / © Kay Nietfeld (dpa)
Philologin Aydan Özoguz / © Kay Nietfeld ( dpa )
Quelle:
KNA