domradio.de: Sie sind gestern wieder in Berlin angekommen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Christoph Strack (Journalist bei der Deutschen Welle): Man kann leicht sagen: Es war eine einmalige Reise. Denn tatsächlich ist es seit der Reformation - seit 500 Jahren - nie zu einer gemeinsamen Unternehmung dieser Art gekommen ist. Bislang sind nie katholische und evangelische Bischöfe gemeinsam auf Reisen gegangen. Aber es war in der Tat eine ganz eigene Atmosphäre, und deshalb hatte es etwas einmaliges.
Ich war auch schon im Jahr 2000 und im Jahr 2007 im Heiligen Land - damals mit den katholischen Bischöfen der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz und mit den Bischöfen des Ständigen Rates. Ich habe auch zwei Papstbesuche im Heiligen Land mitgemacht. Und trotzdem muss ich sagen: Diese Reise hatte wegen ihrer Intensität der Begegnung zwischen diesen beiden so verschiedenen und so ähnlichen Gruppen etwas einmaliges. Sie hat deshalb auch viele Journalisten ein Stück weit mitgenommen und beeindruckt. Es war eben eine Reise, die sehr seelsorgerlich war, weil es Gespräche gab. Es gab Verpflichtungen, repräsentative Termine, wie etwa eine Begegnung mit dem israelischen Staatspräsidenten. Aber es war für die Bischöfe beider Seiten eben auch eine Pilgerreise.
Dieses "gemeinsam unterwegs sein" hat es beiden Seiten leicht gemacht, miteinander ins Gespräch zu kommen und die Perspektive des Anderen wahrzunehmen. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der vor drei Jahren noch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz diese Reise angestoßen hatte, hat zu Beginn gesagt, man müsse mit den Augen des Anderen sehen. Das lerne man bei dieser Reise. Nach drei bis vier Tagen verwendete er den Satz, man lerne, mit dem Herzen des Anderen zu sehen. Das hat auch der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm in seiner letzten Predigt gesagt. Beide Seiten haben also gelernt, mit dem Herzen des Anderen zu sehen. Das ist sehr viel!
domradio.de: Es gibt Stimmen, die meinen: Eine solche Reise kann wirklich wichtiger sein als eine ganze Konferenz. Was glauben Sie, was nehmen die Kirchen aus dieser Reise für die Zukunft mit?
Strack: Ich glaube, alle Kirchenvertreter, die dabei waren, werden ab jetzt Sitzungsökumene anders betreiben. Sie wissen, wie wichtig es ist, die Perspektive des Anderen wahrzunehmen. Sicher wird es eine harte Ökumene der Profile - eine harte Abgrenzung - von allen, die dabei waren, so nicht mehr geben. Es wird auch sicher so sein, dass viele der Beteiligten in Kontakt bleiben, über die offiziellen Termine hinaus. So dass man tatsächlich eine Art Weggemeinschaft geht. Ich glaube auch, keiner der Beteiligten ist naiv und denkt, man hätte jetzt damit die großen Fortschritte erzielt. Sondern, alle wissen, dass sie als Kirchen in Deutschland viel enger und viel engagierter sind, als man bisher vielleicht in der Öffentlichkeit dachte.
Das Interview führte Verena Tröster.